Nach einer tollen ersten Nacht auf dem sanft schaukelnden Boot und einem leckeren Frühstück aus unserer kleinen Bord-Pantry machen wir uns an die Arbeit. Wir wollen das Boot fertig takeln, die gestern entdeckten Fehler in unserer Bordelektronik finden und beheben, und dann los segeln.
Fall gegen Stuhl
Erst mal Genua takeln. Wir haben am Chiemsee gelernt, die Spule der Rollfock muss vor dem Takeln gaaaanz aufgerollt sein, sonst klappt das später mit dem Aus- und Aufrollen der Genua nicht. Gut gemerkt, Problem im Vorfeld verhindert. Wir sind stolz auf uns. Wofür bitte brauchen wir Checklisten?
Dann der Schreck: Wer hat da beim Maststellen nicht aufgepasst? Die Genua-Fall läuft hinter der Saling vorbei. Dumm. Sogar äußerst unpraktisch.
Aber kein Problem. Wir haben ja extra den Bootsmannstuhl besorgt, um genau solche Situationen leicht bewältigen zu können. Ich krame den raus und bin jetzt froh, dass wir vor Abfahrt noch zwei nagelneue „Falle für alle Fälle“ durch den Mast gezogen haben. Ich habe die schwere Wahl zwischen dem backbord-roten und steuerbord-grünen, entscheide mich für letzteres, weil das auf der Seite der Mast-Winsch unten aus dem Mastfuß kommt. Ich hake den Bootsmannstuhl am Fall ein, und Hannes zieht mich hoch. Zumindest versucht er es. Die Winsch dreht trotz 4 Wicklungen durch und knarzt beängstigend. Phuck, bin ich echt so fett? Und dabei bin ich der Leichtere von uns beiden. Auch nach mehreren Versuchen keine Chance, mich auch nur 5 cm vom Boden hoch zu Winschen.
Anderer Plan. Ich greife mir den Bootshaken, ziehe ihn auf volle Länge aus, und – yeah! – auf Zehenspitzen erreiche ich gerade so das Auge an dem vertakelten Fall. Stolz fädle ich es um die Saling und ziehe es nach unten. PHUCK! Das andere Ende war nicht gesichert und ich habe es mit Schwung auf eine Höhe gezogen, die ich zwar noch mit bloßem Auge erkennen, aber nie und nimmer mit dem Bootshaken erreichen kann. Ich DEPP! Kurze Ratlosigkeit auf des Deppen und des anderen Seite.
Die rettende Lösung für unsere Situation liegt in der Bilge: Einige Plastikrohre – ah DOPPELPHUCK, die wollten wir ja eigentlich um die Wanten stülpen, damit sich die Genua-Schote nicht verhaken – verlängern mit Tape-Unterstützung den Bootshaken bis auf diese mit bloßem Auge gerade noch zu erkennende Höhe. Ziemlich instabil und wackelig, das Ganze, aber nach nur gefühlten 3 Stunden kann ich das andere Auge des Genua-Falls einhaken und nach unten ziehen. Alles wieder gut. Keiner muss weinen.
Testlauf Dingi
Hannes brennt darauf, das Dingi seefertig machen und testen. Also martern wir den Blasebalg und pumpen das 2,30m Schlauchboot bis zum empfohlenen Druck von 2,3 bar auf. Nun müssen wir die kleinere unserer beiden Batterien und den Elektro-Motor auf das Dingi wuchten. Hannes unterschätzt dabei wohl das Gewicht der Batterie und überschätzt die Stabilität des kleinen Bootes.
Nach Verstummen des schallenden Gelächters und Versorgung der ersten Verletzungen dreht Hannes eine erste sportliche Hafenrunde, mit sehr zufriedenem Gesicht.
Testlauf Dusche
Ach ja, wir haben ja auch kurz vor Abreise noch schnell eine Dusche für die Badeplattform gekauft. Die muss natürlich auch noch ausprobiert werden.
Zum Hafenmeister – für Recht und Ordnung.
Bis 13 Uhr, so sagte man uns im Marina Office, könnten wir heute, Sonntag, beim Hafenmeister in Punat einklarieren. Am späten Vormittag machen wir uns also zu Fuß auf in Richtung der Hafenpromenade und finden dank guter Beschreibung schnell das Büro des „Ministarstvo Pomorstva, Prometa I Infrastukture“ (Ministry of Maritime Affairs, Transport and Infrastructure). Nach Bezahlung der Yacht-Gebühren und der Kurtaxe sind wir nun ganz offiziell eingecheckt und haben alle wichtigen Papiere für unseren Törn.
Es ist jetzt schon Mittag. Uns beiden wird klar, dass wir heute nicht zu unserem Törn aufbrechen. Auf dem Rückweg zur Marina buche ich im Office also den Liegeplatz für eine weitere Nacht.
Fehleranalyse in der Bordelektronik
Zurück auf dem Boot geht es nun aber endlich an die Fehlersuche bei den Instrumenten.
Bei der Logge dreht sich das Paddle Wheel frei, wie es sein soll. Das vom Log-Geber bis zum Display verschweisste Kabel zeigt keine Knicke oder andere Beschädigungen. Wir können uns die Anzeige von 0.0 kts nicht erklären. Onkel Google hat auch spontan keinen Tipp parat
Einfacher wird es beim Windmesser: Den haben wir, um die freie Sicht auf den Verklicker nicht zu beeinträchtigen, nach vorne ausgerichtet montiert. Daher wird der Wind nun im Vergleich zum Verklicker genau um 180° gedreht angezeigt. Zur Behebung müssen wir nur den Clipper Wind neu kalibrieren; machen wir später bei einer ersten Ausfahrt, weil wir dazu das Boot exakt in den Wind stellen müssen. Auch die Ursache für die fehlende Anzeige der Windgeschwindigkeit ist schnell gefunden: Wir mussten am Mast das Kabel trennen und eine wasserdichte Steckverbindung dazwischen montieren, um den Mast legen zu können. Beim Sockel der Steckverbindung hatten sich zwei der fünf Drähte gelöst. Schlecht gelötet, Bordelektriker Matthias? Egal, schnell behoben. Die Windgeschwindigkeit wird nun angezeigt.
Zum Kalibrieren des Windmessers muss man beim Einschalten des NASA Clipper Wind eine Taste drücken. Gar nicht so einfach, wenn der Clipper direkt am Bordnetz hängt und der Hauptschalter mehr als zwei Armlängen entfernt unter der Niedergangstreppe liegt. Also beschließen wir, an unserer tollen Rückverkleidung der Instrumente im Salon einen praktischen Power-Schalter für Clipper Duet und Clipper Wind zu montieren. Wir latschen also zum Nautic Shop in der Marina – und sind geplättet von den günstigen Preisen. Enthusiastische Shoppingtour. Für eine kleine Packung feine V4A Schrauben und den Schalter geben wir stolze 39 Kuna (5,21 €) aus. Gefährliches Pflaster.
Sanitär-Check
Vor der Abfahrt nach Kroatien hatten wir in unserer „Land-Marina“ (Stellplatz auf dem Bauernhof) die für den Chiemsee erforderlichen Plomben am Ablauf des Spülbeckens und der Toilette entfernt und bei der Toilette die defekte Zulauf-Pumpe durch eine neue ersetzt, sowie den Ablauf vom ehemaligen Abwasserkanister auf den Borddurchlass „umverschlaucht“.
Leider zeigten sich nun bei ersten Testspülungen mit Ersatzflüssigkeit leichte Undichtigkeiten. Hannes konnte das aber mit ein bisschen Textilband und mindestens doppelt so viel Schweiß beheben. Da steht den Geschäften nichts mehr im Weg.
Fast alle anfänglichen Schwierigkeiten sind nun beseitigt.
Bei all den kleinen Arbeiten und Testläufen ist uns die Zeit davon gelaufen. Es ist fast 18 Uhr.
Raus in die Bucht
Aber wir wollen zumindest mal raus in die Bucht von Punat. Leinen los und mit Motor aus der Marina.
Wir setzen das Boot gegen den Wind und kalibrieren den Windmesser. Perfekt, jetzt zeigt er den Wind aus der gleichen Richtung wie unser Verklicker.
Sowohl unter Motor als auch unter Groß und Genua (mit leider recht spärlichem Wind) pflügt die sail la vie zufrieden – und wir meinen, fast ein bisschen enthusiastisch – durch’s Wasser. Nach einem kleinen, gewagten Abstecher zur Ausfahrt der Bucht kehren wir zurück und gehen westlich der kleinen Insel Košljun auf mickrigen 2 Metern Wassertiefe vor Anker.
Hier gibt’s jetzt erst ein mal ein verdientes Abendessen und … natürlich … ein kühles Bier. Und einen grandiosen Sonnenuntergang.
Licht aus! Taschenlampen-Spot an!
Später in der Marina, so nach dem dritten oder sechsten Gläschen Wein, gehen an Bord plötzlich alle Lichter aus. Und zwei Sekunden später wieder an. Stromausfall in der Marina? Nö, die Beleuchtung auf dem Boot läuft ja über die Batterie. Während wir noch etwas träge mit weingeschwängertem Hirn über die möglichen Ursachen grübeln, das Gleiche noch mal: Lichter aus und ein paar Sekunden später wieder an. Kurz danach wieder aus – und bleibt aus.
Mit der Taschenlampe in der Hand krame ich das Messgerät aus der Werkzeugback und prüfe den Strom an einer der 12V Dosen im Salon: Müde 0,5 Volt. Die Messung direkt an der Batterie zeigt aber ordentliche 13,8 V. Die hängt am Landstrom und wird gerade geladen. Passt. Deckel vom Verteilerkasten abgeschraubt, die Kabelverbindungen sehen auch gut aus. Aber als ich den Deckel mit Druck wieder aufschraube, geht – Halleluja! – das Licht wieder an. Ein Wackler? Alle Schrauben sind bombenfest. Aber die Kontakte sehen schon ziemlich korrodiert aus.
Wir müssen die Verteilerleiste komplett tauschen. Aber sorry, nicht mehr heute. Gute Nacht.
Kosten Tag 2
Liegeplatz Punat | 32,- € abzgl. 10% ADAC Rabatt | 28,80 € |
Hafenmeister | Yacht-Gebühren | 35,75 € |
Hafenmeister | Kurtaxe | 40,11 € |
Nautic Shop | V4A Schrauben, Schalter | 5,21 € |
Gesamt | 109,87 € |