Guten Morgen, Punat!
Montag, 7.30 Uhr morgens.
Im Hafenbecken schaukeln sanfte, kleine Wellen unser Boot, klatschen nur leise und verhalten an die Bordwand. Ein unsagbar beruhigendes Gefühl, so den Tag zu beginnen. Die Sonne blendet mich schon jetzt durch die geöffnete Luke der Bugkoje.
Seit fast 2 Stunden liege ich wach, verhielt mich aber still, um Hannes nicht zu wecken. Aber ich bin aufgeregt. Heute soll es endlich los gehen, raus aus dem Hafen von Punat in Richtung unserer ersten Bucht, in der wir übernachten wollen.
Endlich höre ich Hannes die vornehm getönte Plexiglas-Tür zum Cockpit öffnen. Ich kann also endlich auch aus meiner Koje kriechen und mich auf den Weg zur Dusche und vor allem zur Toilette machen.
Wir genießen ein ausgiebiges Frühstück. Die auch in diesen frühen Vormittagsstunden schon verdächtig kräftige Sonne wird uns heute wieder mindestens 30°C bescheren. Inzwischen haben wir beiden Selbständigen die Triebwerke etwas herunter gefahren und kommen langsam in Urlaubsstimmung. Der gestrige Tag mit all den unerwarteten aber erfolgreich gelösten Aufgaben hat uns mehr Sicherheit gebracht, unser Boot im Griff zu haben, und noch mehr angeheizt auf das Abenteuer, das uns bevorsteht.
Elektriker, Ihr Einsatz, bitte.
Hannes spült das Frühstücksgeschirr ab und überlässt mir den Gang zum Nautic Shop, um eine neue Verteilerleiste zu besorgen und damit unsere gestern Nacht überraschend aufgetretene, korrosionsbedingte Probleme mit der Energieversorgung zu beheben.
Ich werde im Shop nicht wirklich fündig. Es stehen Masse-Klemmleisten in jeglicher Größe zur Auswahl, aber wir bräuchten auch eine isolierte oder zumindest etwas geschützte Leiste für die stromführende 12V Zuleitungen. Da fällt mir ein, dass wir im Auto in unserer Elektrokiste noch eine bislang ungenutzte Sicherungsleiste mit schraubbarer Abdeckung liegen haben. Im Shop kaufe ich daher nur einen halben Meter dickes Kabel, denn schließlich hängt an diesem Verteiler unsere gesamte Bordelektrik. Mit ein bisschen Bastel-Geschick entsteht aus der Sicherungsleiste, dem Kabel und einer Menge Kabelschuhe unsere neue Verteilerleiste mit Plus- und Minus-Seite. Zumindest als provisorische Lösung taugt das vorerst. Ähnlich war die bisher verbaute Verteilung gelöst. Und die hat bis zur Korrosion viele, viele Jahre ihren Dienst getan. Kann also nicht so verkehrt sein.

Etwa um 11 Uhr läuft die Bordelektrik wieder tadellos.
Wir verräumen das Werkzeug und machen das Boot klar zum Auslaufen. Cockpit-Tisch abbauen. Am iPad die Route eingeben, und den Start-Knopf drücken.
Leinen los.
11:40 Uhr. Wir sind unterwegs. Endlich.
Durch die Bucht von Punat haben wir im vorgeschriebenen Schneckentempo von 2 kn bald die Ausfahrt auf das offene Wasser erreicht. Wir haben 13 kn Wind exakt gegen den Bug. Eigentlich perfekt für die sail la vie, die den Am-Wind-Kurs liebt. Aber wir wollen die Küste sehen und das Kreuzen hätte uns vom Ufer fern gehalten. Also motoren wir die Küste Krks in westlicher Richtung entlang, Richtung Stara Baška, unserem ersten geplanten Zwischenstopp. Die Route führt uns vorbei an der felsigen Küste und vielen kleinen Buchten. Und fast jede Bucht ist schon von Besuchern beschlagnahmt, mal nur mit Liegetüchern, mal mit Sonnenschirmen und mal sogar mit kleinen Sonnenzelten. Boote liegen hier nicht. Die Buchten sind einfach zu klein.
Um 13 Uhr erreichen wir Stara Baška, eine weitläufige Bucht mit einem kleinen Dorf. Die Bucht ist gut besucht, es liegen hier viele Boote vor Anker, am Strand reiht sich ein Sonnenschirm an den nächsten. Die Atmosphäre lädt uns nicht gerade ein für unsere Mittagspause, und wir fahren weiter an der Küste entlang.
Crikveni
Eine knappe Stunde später erreichen wir eine kleine Bucht namens Crikveni, die uns gefällt. Wir gehen hier vor Anker.
Vor dem Mittagessen drehen wir noch schnell eine Runde mit dem Dingi.
Bracol
Um kurz vor 17 Uhr geht es auf nach Lopar, dem Nordzipfel der Insel Rab.
Unterwegs machen wir noch einen kleinen Abstecher in die letzte Bucht kurz vor dem Velebit-Kanal: Die Bucht von Bracol. Sehr romantisch, wie die Bucht sich mit mehreren Fingern in die Insel gräbt.

Danach geht es weiter, vorbei am Velebit Kanal, der berüchtigt ist für orkanartige Winde bei Bora, und an der ehemaligen Frauengefängnis-Insel Sveti Grgur.
Lopar
Um etwa 18:30 Uhr erreichen wir die Bucht von Stojan in Lopar, ganz am Nordzipfel der Insel Rab. Die Bucht ist mit etwa 1,8 m Wassertiefe sehr flach, der Anker findet im sandigen Boden schnell guten Halt.

Es liegen noch ein paar andere Boote hier, die aber eines nach dem anderen den Anker lichten und die Bucht verlassen. Wir sind nun ganz alleine und erleben einen wundervollen Sonnenuntergang.
Das wird also unsere erste Nacht in einer einsamen Bucht. Wir fühlen uns hier, umgeben von felsigen Hügeln und flachem Wasser, sicher für die Nacht und genießen ein paar Gläschen Wein im Cockpit.
Kosten Tag 3
Nautic Shop | Kabel | 1,10 € |
Gesamt | 1,10 € |