Den heutigen Tag lassen wir ruhig angehen.
Die riesigen Mengen Tintenfisch von gestern Abend lassen uns lange schlafen, und das Frühstück eher sparsam ausfallen.
Um 10 Uhr schleppe ich meinen müden Körper ins Marina-Büro, um den Liegeplatz zu bezahlen.
Als ich zurück zum Boot komme, hat Hannes eine nicht so tolle Nachricht für mich. Er hat sich über den nassen Teppich im Salon gewundert, Ursachenforschung betrieben und eine Menge Wasser in der Bilge entdeckt. Wir heben die Bilgenabdeckung hoch und sehen die Bescherung: Tatsächlich ein lustiger, kleiner See da unten.
Beherzt greifen wir zu Eimer und Putzlumpen und tunken den dreckigen Saft heraus. Fast 6 Liter!
Naja, wir sind seit 7 Tagen unterwegs. Es kann schon sein, dass wir mal beim Spülen – wie sagt man in Bayern – „gepritschelt“ haben.
Kann aber auch sein, dass das Wasser bei den Kielschrauben eintritt. Die wurden vor längerer Zeit schon mal dick mit Silikon eingeschmiert. Naja, wir beobachten das.
Wir segeln nach Nordwest
Eine dreiviertel Stunde später haben wir das Boot klar gemacht und laufen aus.
Kaum raus aus der langgezogenen Hafeneinfahrt von Šimuni bläst uns der Wind mit ordentlichen 20 Knoten gegen den Bug. Wir hissen das Groß, drehen den Schlüssel des Motors in die beliebte AUS-Position und segeln los. Herrlich!
Kurz danach lässt der Wind etwas nach, auf 16 Knoten. Aber wir setzen noch einen drauf, rollen die Genua aus, und machen 4,4 Knoten Fahrt. Okay, als Kurs müssen wir querab zur geplanten Route einschlagen. Aber das ist Segeln!
Wir kreuzen die Westküste von Pag hinauf, in schönem Zick-Zack-Kurs. Wir machen Fahrt. Bei inzwischen nicht mehr ganz so angsteinflößender Krängung. Richtung egal!
Überfahrt Šimuni – Lokva
Mittagspause mit Drift
Um 12:45 Uhr ist der gestrige Tintenfisch vergessen, und wir haben Hunger.
Auf Höhe von Lokva holen wir die Segel ein und stoppen unser Boot mitten auf dem Wasser, etwa 800 Meter von der Küste entfernt.
Aus den frisch in Šimuni gekauften Vorräten brutzeln wir uns ein leckeres Essen und lassen dabei ein kühles Bier durch unsere Kehlen laufen.
Innerhalb von 15 Minuten treibt die sail la vie über 500 Meter und mit fast 1 Knoten Drift auf die Küste zu. Wir können schon die Namen auf den dort liegenden Booten an deren Rümpfen lesen. Das ist uns jetzt echt zu nahe.
Wir hissen Groß und Genua und rauschen bei gutem Halbwind von Backbord weiter Richtung Nord-West.
Wasser in der Bilge!
Eine halbe Stunde später checkt Hannes noch mal die Bilge. Das gibt’s doch nicht: Schon wieder steht da Wasser! Hannes tunkt insgesamt 4 Liter in den Eimer.
Er trocknet die Bilge sorgsam und prüft, ob bei den Kielschrauben Wasser eintritt. Ja, stellt er fest, aber so ein minimales Rinnsal, dass das keine 4 Liter in 2 oder 3 Stunden erklären könnte. Er sieht aber, dass wohl Wasser von hinten aus dem Bootsheck nachfließt. Na super. Unser Boot hat unter dem gesamten Cockpit einen … nennen wir es mal Stauraum. Der Zugang dort hin misst 20 x 20 Zentimeter. Toll, weil man dort allerhand Zeug verstauen kann. Un-toll, weil man gerade mal den Kopf rein stecken kann – wenn man erst mal alles raus geräumt hat, was da verstraut ist.
Zwischenmeldung: 5,4 Knoten unter Segel! Eine tolle Fahrt!
Geht nur leider etwas unter in der Sorge um das Wasser in der Bilge.
Um das Ausmaß der Wassereinbruch-Katastrophe beurteilen zu können, tunken wir nun alle 15 Minuten bis zur Ankunft in unserer Bucht Jurjevica die Bilge trocken und ermitteln mit dem Messbecher die Wassermenge.
Uhrzeit | Wassermenge |
14:45 | 550 ml |
15:00 | 400 ml |
15:15 | 550 ml |
15:30 | 600 ml |
15:45 | 400 ml |
16:00 | 450 ml |
16:15 | 350 ml |
16:30 | 50 ml |
16:45 (vor Anker) | kein Wasser mehr |
In der Bucht Jurjevica werfen wir den Anker. Es war segel-technisch eine tolle Fahrt bis hier. Aber boot-technisch haben wir gerade ein bisschen Bedenken. Woher kommt das Wasser? Und warum auf Fahrt und nicht vor Anker?
Wir räumen den Stauraum unter dem Cockpit frei. Eine Menge Zeug hat sich da angesammelt: Alte selbst-gebastelte Sonnenschutz-Planen, die ebenfalls selbst-gebastelten Wanten-Rohre zum Schutz der Genua, usw.
Endlich ist der Stauraum leer. Wie gesagt, man kann da mit etwas Geschick den Kopf rein stecken, aber mehr nicht. Mit der Taschenlampe untersuchen wir die Bilge dort nach Wasserspuren. Es ist nichts zu erkennen.
Wir gehen die Ursachenforschung von der anderen Seite her an: Von hinten.
Im Motorraum scheint alles in Ordnung. Aber als wir die Tank-Back öffnen und uns dort durch all die Leinen, Ersatzkanister, und die gummierte Bodenverkleidung wühlen, stoßen wir auf Wasser. Nicht wenig. Es steht ca. 20 Zentimeter hoch in der Lazarette. Mit dem Lenzfass können wir das meiste Wasser abschöpfen. Den Rest tunken wir wieder mühselig mit einem Lappen raus.
Aber woher kommt das Wasser?
Wir sehen ein kurzes Stück Schlauch, das unten am Boden liegt und zu einem Durchlass am Spiegel führt. Das muss wohl der Entlüftungsschlauch für etwaige Benzindämpfe im Tankraum sein.
Wenn das Boot stark krängt, kann es durchaus sein, dass Wasser in den Durchlass am Spiegel läuft und durch den Schlauch dann in die Tank-Back ergießt. Hannes erklärt mir das ganz fachmännisch mit diesem physikalischen Ansaugeffekt. Wer erklärt, darf auch eine Lösung finden. Und Hannes macht kurzen Prozess und montiert den lose auf den Boden hängenden Schlauch einfach mit einem Kabelbinder viel weiter nach oben. Die Entlüftungsfunktion für Benzindämpfe ist nun sicher dahin. Aber das Problem mit dem Wassereinbruch wohl auch.
So, Wartungs-Job erfüllt. Jetzt haben wir Hunger.
Wieder Schwell in der Bucht Jurjevica
Und da fällt uns auf, dass die sail la vie ganz lustig im Schwell auf und ab hüpft. Hatten wir das nicht schon letztes Jahr in dieser Bucht?
Kochen ist schwierig bei so unruhiger See, wie Hannes feststellen muss…
Kochen bei Schwell
Und es wird nicht besser: Der Schwell hält an bis in die Nacht.
Als „erfahrene Seemänner“ haben wir natürlich eine Strategie. Wir bescheren uns einen guten Schlaf. Mit zwei ordentlichen Flaschen Wein…
Logbuch
Abfahrt | 10:45 Uhr | |
Pause | 0:15 Stunden | |
Ankunft | 16:30Uhr | |
Fahrtzeit | 5:45 Stunden | |
Strecke | 19,9 Seemeilen | |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 3,2 Knoten | |
Höchstgeschwindigkeit | 5,4 Knoten |
Kosten
Liegeplatz Šimuni | 40,00 € | |
Gesamt | 40,00 € |
Sehr schön geschrieben Matthias, auch für einen Leihen der vom Boot und Technik nichts versteht. Man spührt die Freude wie du und Hannes Spaß habt am segeln und herumwerkeln, was manchmal eine Dedektiev Arbeitet ist. Auf der anderen Seite aber die Belohnung, nicht zu vergessen das kochen, essen und trinken in vollen Zügen zu geniessen. Man weiss auch das ihr beiden zwei Bayrische Mansbilder seit und einen gesunden Humor besitzt um die Reise zum Erfolg zu machen.