Vor zwei Jahren hatte ich vor unserer ersten Wasserung das marode Ruder unter Zeitdruck notdürftig restauriert: Alte Lack- und Farbschichten abgeschliffen, die vielen Morsch-Löcher und Dehnungs-Spalten mit Epoxidharz aufgefüllt, den Unterwasserteil mit Glasfaser verstärkt und geebnet, grundiert und weiss gestrichen.
Das sah erst mal wieder vernünftig aus – und hielt erstaunliche zwei Jahre.
Bestandsaufnahme
Nach unserem diesjährigen Kroatien-Törn mussten wir dann allerdings doch diverse optische und technische Mängel feststellen:
Der Lack am sichtbaren Teak-Holz im oberen Teil war spröde und teilweise abgeblättert. Das Morsch-Loch am Rand war wieder deutlich sichtbar. Im Unterwasserbereich hat der Wasserstrahl vom Propeller die Farbe und teilweise auch die Grundierung großflächig abgefräst. Die sicher einst glänzenden Edelstahl-Beschläge zieren jetzt herbstliche matte Brauntöne in Camouflage-Optik.
Noch mal ganz von vorne
Inzwischen wissen wir, was Salzwasser anrichtet, wenn es an ungeschützten Bauteilen nagen darf.
Ich entscheide mich, das Ruder als Herbstprojekt noch mal vollständig, gründlich und diesmal ohne Zeitdruck zu restaurieren.
Als erstes schraube ich die Beschläge ab. Damals waren wohl Lack, Harz und Farbe noch nicht ganz trocken, als ich die Beschläge montierte, und mit der Zeit verklebten sie ganz ordentlich. Ich muss also teilweise ziemlich Gewalt und einen Schraubenzieher als Hebel anwenden, um sie überhaupt vom Ruder lösen zu können.
Die mit Flugrost bedeckten Schrauben nehmen erst mal eine Dusche in Caramba, und die Beschläge dürfen ins Spülmaschinen-Spa.
Schleifen, schleifen, schleifen
Jetzt kann ich das Ruder abschleifen. Es ist trotz Schleifpapier mit grober 40er Körnung recht anstrengend, das an manchen Stellen wirklich steinharte Glasfaser-Harz ab zu bekommen. Die unebene Oberfläche macht es außerdem schwierig, die weisse Farbe und Grundierung in allen Senken zu erreichen. Eine Stunde lang bearbeite ich die Steuerbordseite des Ruders. Es staubt trotz Absaugung am Schwingschleifer enorm, und glitzernder Glasfasernebel schwebt in der Luft und legt sich wie eine Decke auf meine und der Nachbarin Pflanzen. Die 12-Uhr-Glocken erlösen mich: Ich muss die in der Hausordnung festgelegten Ruhezeiten einhalten.
Viel hat sich noch nicht getan. Das Ruder sieht aus wie ein Fleckenteppich. Da habe ich noch eine Menge Arbeit vor mir.
Meine Finger sind taub vom Rütteln des Schwingschleifers, und erst jetzt fühle ich ein unglaubliches Jucken an den Händen und Armen. Merke: Glasfaser schleifen ist wie mit Glaswolle spielen. Nicht gut.
Wegen Job und Feiertag kann ich erst drei Tage später wieder ans Werk gehen.
Eine weitere Stunde muss ich schleifen, bis ich Farbe, Grundierung und Harz einigermaßen glatt und eben bekomme. Es zeigen sich viele kleine Löcher im Harz, und an der Unterkante, neben der dort eingelassenen Metallschiene sehe ich deutliche Spalten und Fugen.
Am Nachmittag widme ich mich der Backbordseite des Ruders. Hier sieht es noch viel trauriger aus. Nach zwei Stunden Schleifen habe ich viele Löcher und Spalten freigelegt, vor allem rund um die alte Reparaturstelle am unteren Rand des Ruders. Und weiter oben zieht sich eine längliche tiefe Mulde, wo ich vor zwei Jahren eine morsche Stelle im Teak notdürftig mit leider nicht genügend Harz ausgegossen hatte.
Die Ruhezeit beginnt, und ich bin erst mal erlöst.
Es war eine gute Idee, diesmal mit Mundschutz und Handschuhen zu arbeiten: Es juckt nicht.
Epoxid-Experimente
Wir wollen das Ruder im Unterwasserbereich gerne wieder weiss haben. Aber es muss dem Salzwasser und der Kraft des Wasserstroms hinter dem Propeller besser trotzen können.
Mein Plan ist, den unteren Teil des Ruders bis kurz über der Wasserlinie vollständig mit Epoxidharz zu überziehen. Zuerst habe ich überlegt, das Ruder zu grundieren, wieder mit weisser Farbe zu bemalen, und dann mit einer schützenden Schicht Epoxid abzudecken. Jetzt kommt mir aber die Idee, auf Grundierung und Farbe zu verzichten, und gleich das Epoxidharz weiss zu färben. Das muss ich natürlich erst mal ausprobieren.
Ich mische Harz an und gieße das transparente Muster in ein Schnapsglas. Da ich kein weisses Pigmentpulver zur Hand habe, füge ich dem Harz eine kleine Menge weisser Acrylfarbe hinzu und verrühre es gründlich. Das funktioniert gut und scheint hervorragend zu decken. ein zweites Schnapsglas fülle ich mit der weissen Variante.
Da ich letztendlich das Ruder per Harz-Guss überziehen will, gieße ich ein paar „Plätzchen“ auf Backpapier, um die Deckkraft bei dünneren Schichten und auch die Viskosität, also das Fließ-Verhalten beim Gießen, zu prüfen.
Etwa zwei Millimeter dick sind meine Plätzchen, und das weiss gefärbte Harz scheint gut zu decken.
Während ich den Plätzchen beim Trocknen zusehe, höre ich plötzlich ein leises Blubbern und Brodeln. Oh nein, das Acryl-Harz-Gemisch im Schnapsglas zeigt eine heftige Reaktion…
Heftige Reaktion beim gefärbten Epoxidharz
Die ungefärbte Kontrollmischung im anderen Schnapsglas reagiert nicht so. Auch die dünn gegossenen Plätzchen werfen kein einziges Bläschen. Die Reaktion scheint also irgendwie bedingt zu sein durch die große Menge Harz auf dem kleinen Raum und die höhere Hitzeentwicklung durch das eingebrachte Acryl? Ich mache mir darüber erst mal keine weiteren Gedanken, denn das ist ja nicht mein Anwendungsszenario.
Am nächsten Tag, nach 15 Stunden Aushärtzeit, prüfe ich meine Proben. Das ungefärbte Harz im Schnapsglas ist steinhart. Die Plätzchen sind noch immer gut farbdeckend, allerdings recht elastisch.
Epoxid-Plätzchen nach 15 Stunden ziemlich elastisch
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gut finde. Einerseits würde diese Elastizität ein Brechen oder Splittern verhindern. Andererseits ist es vielleicht empfindlicher gegen Druckmulden z.B. durch die Lagerung.
Meine Überlegungen haben sich am nächsten Tag erledigt: Das Harz ist noch nachgehärtet. Es ist nun viel härter, nur noch minimal elastisch, und damit eigentlich perfekt!
Teak, komm raus!
Nachdem ich den Unterwasserteil beidseitig möglichst glatt geschliffen habe, folgt nun der obere Teil des Ruders. Hier will ich das Teak-Holz wieder zum Vorschein bringen und schleife deshalb die spröden Lackreste gründlich ab. Dabei sehe ich das ganze Ausmaß der morschen Stelle: Sie ist etwa einen Zentimeter tief, enthält viele Holzsplitter. Die loseren kann ich mit Druckluft heraus pusten, die festeren will ich drin belassen, um Stabilität zu geben.
Meinen ersten Gedanken, die Stelle mir Harz auszugießen, verwerfe ich wieder. Das Harz würde später fast schwarz erscheinen und ließe sich vermutlich nicht gut lasieren und lackieren. Statt dessen fülle ich das Loch grob und dick mit Holzpaste aus. Den Farbton hatte ich im Baumarkt aus dem Gedächtnis einigermaßen passend gewählt.
Wenn die Paste getrocknet ist, muss ich sie nur noch sauber abschleifen und hoffe auf ein gutes Ergebnis. Mal sehen, wie die getrocknete Paste später die Teak-Lasur annehmen wird.
Nun rühre ich etwas Epoxidharz an und fülle die unzähligen kleinen und großen Löcher im Unterwasserbereich der Steuerbordseite. Diesmal gehe ich gewissenhafter vor, weiss inzwischen aus Erfahrung, dass das Harz in tieferen Löchern etwas zusammenfällt, und habe noch genügend Harz im Becher, um solche Vertiefungen noch mal nachzufüllen.
An der Vorderkante gibt es zwei tiefe Schrammen. Beim Füllen läuft das Harz aber naturgemäß immer wieder nach unten weg, wo ich es auffangen muss, um mir die Fliesen nicht zu versauen. Ich lasse das Harz im Becher geduldig weiter härten, bis es immer zähflüssiger wird. So gelingt es mir schließlich, die Schrammen zu füllen, ohne dass das Harz gleich nach unten weg läuft.
Hannes sitzt zuhause bequem auf der Couch und amüsiert sich über den auf meinem Zwischenstand-Foto vermeintlich sichtbaren Goldstaub in den mittleren Harzpfützen, der aber nur durch die Spiegelung der herbstlichen Nachmittagssonne vorgegaukelt wird. Scherzend frage ich, ob ich wirklich Goldstaub einarbeiten soll. Ich hätte noch Blattgold da. Hannes glaubt das nicht, und ich will ihm ein Beweisfoto machen. Hab nur nicht mehr daran gedacht, wie empfindlich dieses Zeug ist, und im Nu hab ich die Fetzen eines Goldplättchens an den Fingern kleben.
Das bekommt man nie mehr zurück in die Packung. Also lecke ich es ganz dekadent von den Fingern. Goldjunge.
Härtetest und Sonntagsbeschäftigungen
Am Sonntag kann ich nicht viel ausrichten, da ich ja keinen Lärm machen darf.
Also versuche ich mich anderweitig zu beschäftigen. Ich unterziehe meine inzwischen sicher vollständig ausgehärteten Harzguss-Plätzchen einem kleinen Härtetest. Ich messe vorher noch mal nach: Sie haben eine fast einheitliche Dicke von 2 Millimetern. Mit einem Brett als Unterlage und einem Hammer prüfe ich die Widerstandsfähigkeit.
Härtetest für die Harzguss-Plätzchen
Also, wenn das nicht passt…
Überlegungen zum Harz-Guss
Den Sonntag nutze ich auch, um mir Gedanken um den großflächigen Harzguss zu machen.
Das Ruder hat abgerundete Kanten. Wenn ich also einfach so das Harz auf die Ruderfläche gieße, wird es, der Schwerkraft folgend, einfach an den Seiten runter laufen. Ich brauche also zunächst eine Eingrenzung der Ruderfläche. Meine Schicht soll, wie bei den Test-Plätzchen, etwa 2 Millimeter dick werden. Einfaches Klebeband ist also viel zu dünn. Außerdem muss die Eingrenzung aus einem Material bestehen, an dem das Harz nicht haftet. Das Eingrenzmaterial muss darüber hinaus auch noch flexibel sein, da das Ruder trotz stundenlangen Schleifens nicht perfekt eben ist.
Ich recherchiere einige Stunden, sehe mir YouTube Videos an (auch nicht projektbezogene, sorry). Dann denke ich, die Lösung gefunden zu haben: Plastilin. In vielen Quellen wird beschrieben, dass es gut formbar, also flexibel ist, und sich gut vom ausgehärteten Harz lösen lässt. Aber wie viel brauche ich davon? Ich bestelle 2 Packungen mit 20 Stangen zu 21cm Länge und 1 cm Durchmesser. Laut Beschreibungen ein etwas härteres Plastilin, gut für den Formenbau. Gesamtgewicht von 2 kg. Das sollte reichen.
Aber nun zu den Kanten selbst. Wie bringe ich da später das Harz auf? Stelle ich das Ruder senkrecht und gieße das Harz auf die Kante, läuft es an der Rundung einfach herunter. Ich muss es also etwas dickflüssiger bekommen, um es besser verarbeiten zu können. Wieder Recherche im Internet. Die Lösung heisst wohl Thixotropiermittel. Das ist ein weisses, leichtes Pulver, das ins Harz eingemischt wird und es verdickt. Maximal soll man 5% zugeben. Gewicht oder Volumen? Ich bestelle eine 200 g Packung, die wird schon reichen. Das muss ich dann aber vor der eigentlichen Anwendung erst mal irgendwo an einem Muster testen.
Kurz mal zwischendurch eine Mengenkalkulation für das benötigte Harz. Ich messe für den geplanten Unterwasserbereich eine Ruderfläche von 510 mm x 780 mm. Mal 2 mm geplanter Harzdicke. Da komme ich auf 0,79 Liter Harzvolumen pro Ruderfläche. Plus die abgerundeten Kanten. Vielleicht noch mal 0,2 bis 0,4 Liter. Ich hab noch über 3 kg Harz da. Das sollte also reichen.
Ich habe zwei Gussphasen vor mir: Ruderseite steuerbord und backbord. Und die Modellierung der abgerundeten Kanten mit dem eingedickten Harz. Dazwischen jeweils mindestens 24 Stunden Aushärtzeit. Treffe ich bei jeder Harzmischung mit der hinzu gerührten, weissen Acrylfarbe den exakt gleichen Farbton? Wie deutlich werden sich die Kanten farblich absetzen?
Schlimmer noch: Mein Silikon-Rührbecher fasst nur 500 ml. Das reicht nicht mal für eine gesamte Ruderfläche. Ich muss also hier schon nach dem halben Gießvorgang neues Harz anmischen.
Und wie mache ich das mit den Kanten-Übergängen? Wie forme ich die Plastilin-Eingrenzung?
Soll das Kanten-Harz unter oder über das Flächen-Harz laufen? Ich zeichne das mal auf.
Bekomme ich bei der linken Variante das platt modellierte Plastilin wieder vollständig heraus?
Hannes hat dazu keine Meinung. „Du machst das schon, Bruder.“ Sooooo hilfreich.
Albträume
In der Nacht liege ich wach und grüble. Gieße ich das Harz auf dem Balkon oder im Wohnzimmer?
Auf dem Balkon hängt ein gut besuchtes Vogelfutterhäuschen. Nicht für ihre Rücksicht und Reinlichkeit bekannt, schleudern die Piepmatze auf der Suche nach dem besten Leckerbissen sicher das eine oder andere Korn in die frisch gegossene Harzfläche. Oder schlimmer noch, landen beim Anflug darauf und kleben fest. Ich möchte keine harzgetränkte Meise am Ruder kleben haben.
Im Wohnzimmer wäre es also wohl besser. Auch die Temperatur ist hier höher, und das Harz wird schneller aushärten.
Mit diesem Gedanken schlafe ich ein ….
… und träume angstschweißgebadet, dass während des Gießens sich am Rand die Plastilin-Eingrenzung löst und ein dreiviertel Liter Harz auf den Teppichboden sifft. Natürlich habe ich den Boden mit Schutzplane abgedeckt. In Panik versuche ich, das Plastilin wieder am Ruder fest zu drücken, aber das klebt natürlich nicht auf dem bereits auslaufenden Harz. In meiner Schusseligkeit trete ich in das bereits auf die auf dem Boden ausgelegte Schutzfolie gelaufene Harz und verteile es mit dem Schuh anschließend großflächig auf dem Teppichboden. Sechstausend Euro Schaden.
Ich schrecke aus meinem Albtraum auf und habe einen furchtbar trockenen Gaumen.
Revidierter Plan
Nein, ich werde das Harz nicht gießen. Viel zu viele Unsicherheiten.
Statt dessen werde ich das Ruder zuerst weiss streichen, und dann mit einer oder vielleicht mehreren Schichten Harz bepinseln.
Um mein Vorhaben zu prüfen, schnappe ich mir ein Holzbrett, streiche ein kleines Stück davon mit der weissen Acrylfarbe und lasse es trocknen.
Auf der Backbord-Seite des Ruders muss ich noch die vielen Löcher, Risse und Mulden mit Harz ausgießen. Das dauert lange, weil gerade in den größeren Rissen das Harz immer wieder einen Weg in die unterirdischen Hohlräume des Ruders findet, und ich oben nach gießen muss. Und für die Löcher an den Kanten muss das Harz erst etwas anhärten, damit es nicht gleich wieder abfließt. Diese Ruderseite sieht wirklich viel schlimmer aus, als die andere. Und am Ende ist fast die gesamte Ruderfläche mit einer spiegelnden Harzschicht überzogen.
Zwischendurch habe ich genügend Zeit, das weiss gestrichene und inzwischen getrocknete Testbrett mit einer Schicht Harz zu überziehen. Ich gieße ein wenig Harz auf die Fläche und kann es mit dem Rührstab problemlos verstreichen. Im Nu bildet das Harz wie von selbst eine wunderschön glatte Oberfläche.
Abends nehme ich mir noch die Zeit, einige Löcher im oberen Bereich des Ruders auf der Backbord-Seite mit Holzpaste zu füllen. Da diese Löcher zum Teil recht klein sind, kommen mir meine bisher noch nie genutzten Miniatur-Spachteln sehr zugute.
Das Teakholz ist, wie mir erst jetzt so richtig auffällt, eigentlich ganz hübsch gemastert. Ich freue mich schon darauf, wie das lasiert und lackiert aussehen wird.
Nur noch ein mal schleifen
Das Harz ist jetzt vollständig ausgehärtet. Sieht hübsch glatt aus. Ich schleife beide Seiten und auch die Kanten mit 240er Körnung an, um eine haftende Fläche für den Farbanstrich zu erhalten. Dabei kann ich auch die vielen Tropfnasen, die sich bei der Füllung der Löcher und Spalten vor allem an den Kanten gebildet haben, ganz einfach plan schleifen.
Es werde weiss
Jetzt kann ich mit dem Anstrich des Unterwasser-Bereichs beginnen. Mit dem Roller trage ich eine erste Schicht Acrylfarbe auf. Recht deckend ist das noch nicht. Ich brauche noch eine zweite Schicht. Und noch eine dritte. Langsam wird das was. Leider sieht man auf der gestrichenen Fläche noch einige Unebenheiten, die von meinen Harzfüllungen herrühren. Ich bekomme das aber ganz bestimmt optisch weggezaubert, wenn ich später kein klares, sondern weiss gefärbtes Harz auftrage.
Weitere Harz-Experimente
Die Sache mit dem Harz-Guss lässt mir keine Ruhe.
Wenn ich auch nicht eine 2 Millimeter dicke Schicht gießen will, so möchte ich zumindest eine dünne, vielleicht 1 Millimeter dicke Harzschicht auf das Ruder bekommen. Auch dabei wird das Harz an den abgerundeten Kanten möglicherweise nach unten laufen. Das will ich natürlich verhindern. Vielleicht mit dem bereits gekauften Plastilin als Barriere?
Ich bereite einen Testaufbau vor: Einen kunstvoll und mit Liebe gekneteten Ring aus Plastilin will ich auf ein Stück Holz drücken und dann mit Harz befüllen. Tja, hier lerne ich, dass Plastilin auf Holz nicht klebt. Mein Ring liegt einfach locker auf dem Holz und lässt sich auch durch festeren Druck nicht fixieren. Okay, dann gieße ich einfach mal so. Mein Testbrett stelle ich dabei ein wenig schräg, um die Gegebenheiten am Ruder praxisnäher zu simulieren. Es kommt, wie es kommen musste: Das Harz läuft unter dem Plastilin durch. Interessanter Weise auf allen Seiten des schräg gestellten Brettes, also auch – physikalisch unmöglich – nach oben. Bei genauerem Hinsehen stelle ich schnell fest, dass das unbehandelte Stück Holz ein wenig zu des Rätsels Lösung beiträgt: Das Harz läuft nicht an allen Seiten raus, sondern das Holz saugt sich – auch unter dem Plastilin hinweg – einfach voll mit Harz. Innerhalb des Plastilin-Rings steht das Harz immer noch bis zum Rand, hält sich tapfer.
Bei diesem Test probiere ich auch gleich mal den Tipp aus vielen Internet-Videos aus: Mit einem kleinen Gasbrenner lasse ich die kleinen Luftbläschen platzen, die sich im Laufe des Aushärtvorgangs zwangsläufig bilden. So bekomme ich das Harz tatsächlich wirklich absolut blasenfrei. Und wenn man genügend Abstand hält und die Hitzephasen kurz, dann kokelt man auch nichts an.
In einem weiteren Test will ich meine Idee prüfen, die abgerundeten Kanten mit einer Harzschicht zu bedecken, ohne dass mir das Harz gleich Richtung Erdmittelpunkt davon läuft. Ich mische also in eine kleine Menge Harz eine noch kleinere Menge des bereitstehenden Thixotropiermittels, um es zu verdicken. Es bleibt fast so flüssig wie vorher. Also noch mehr von dem Zeug in den Rührbecher. Und noch mehr. Als das Harz endlich die von mir gewünschte Konsistenz erreicht hat, ist es so milchig, als hätte ich es weiss gefärbt. Und ich habe Klumpen im Harz, die sich auch durch noch so viel Rühren nicht beseitigen lassen. Egal, ich versuche es trotzdem. Schnell finde ich eine geeignete Form mit abgerundeten Kanten und trage das Harz auf. Sieht aus wie schon mal gegessener Milchreis, lässt sich nicht mal annähernd glatt streichen und läuft immer noch an den steilen Kanten nach unten.
Ich glaube, das vergesse ich erst mal. Ausser, da passieren beim Aushärten noch Wunder, beispielsweise ein durch die Schwerkraft und Viskosität begünstigter homogener Verlauf zu einer glatten Fläche.
Acht Stunden Später sind meine Proben aus dem letzten Test ausgehärtet.
Ich nehme den Plastilin-Ring von der ersten Probe ab … oder versuche es zumindest. So ganz einfach scheint das nicht zu klappen. Und auch mit meinem Mini-Spatel ist das sicher kein 5-Minuten-Job. Ach komm, das ist doch Arsch. Danke, Internet.
Braucht jemand 2 Kilogramm weisses Plastilin?
Dann schauen wir mal, wie es der zweiten Probe geht, dem mit Thixotropiermittel angedickten Harz. Das ist entgegen jeder Hoffnung auch nach acht Stunden nicht hübscher geworden. Es sieht immer noch aus wie…. naja, vorher halt. Also nicht schön. Gar nicht.
Ich biete zum Verkauf ein abstraktes Kunstwerk mit dem Titel „WTF!?“.
Ich bleibe also wohl endgültig beim Streichen des Harzes. Das funktioniert gut (siehe oben, Testbrett 1) und sieht hübsch aus. Nur werde ich das Harz weiss färben, damit die kleinen, noch sichtbaren Unebenheiten an den beiden Ruderflächen kaschiert werden.
Ich plane drei dünne Schichten Harz, um auf eine insgesamt strapazierfähige Dicke zu kommen, aber das wird sehr zeitaufwändig: Harz anmischen, färben, streichen, acht Stunden aushärten lassen, Harz anmischen, färben, streichen, acht Stunden aushärten lassen, Harz anmischen, färben, streichen, acht Stunden aushärten lassen. Und das für zwei Ruderflächen und 3 Kanten. Vielleicht bin ich nächsten Monat damit fertig…
Startschuss für die Harz-Schichten
Heute soll es los gehen: Ich will die erste Harzschicht auftragen, aufstreichen, aufpinseln, wie auch immer.
Die Harzschicht soll oben bis zum ersten Beschlag reichen. Damit ich einen sauberen Abschluss hinbekomme, habe ich den Beschlag mit Shurtape Sheathing beklebt. An diesem Tape haftet das Harz nicht, und der Beschlag dient so als Platzhalter, lässt sich aber leicht wieder lösen. Das Harz soll, an der einen Seite des Beschlages vorbei, exakt mit dem oberen Rand des Beschlages abschließen. Also klebe ich, direkt im Anschluss an den montierten Beschlag, auch hier Shurtape Sheathing auf. Später kann ich Harz, das über das Tape gelaufen ist, hoffentlich sauber mit einem Cutter abtrennen.
Als ich mir das Ganze dann aber mal aus anderer Perspektive ansehe, entdecke ich einen Spalt unter dem Anschlagsende des Beschlages. Da wird mir sicher Harz rein laufen und die spätere finale Montage des Beschlages extrem erschweren. Außerdem frage ich mich, wie ich an der vorderen Kante des Ruders, wo mir der Beschlag nur sehr wenig Platz bietet, Harz auftragen soll. Das wird so nicht funktionieren.
Ich ändere meinen Plan, entferne den temporär angebrachten Beschlag wieder, und beklebe den Bereich, wo später der Beschlag sitzen wird, ebenfalls mit Tape. Bei genauerer Betrachtung stelle ich allerdings schnell fest, dass ich beim Kleben wohl der falschen Kante gefolgt bin: Die Schrauben-Löcher haben nicht den gleichen Abstand zum Rand. Das Ding ist also schief. Ich setze den Beschlag noch mal auf, mit den nur eingesteckten Schrauben als Positionshalter, und ziehe mit einem Cutter am Rand des Beschlages entlang, um das Tape auf die richtige Größe zu trimmen. Jetzt passt das. Immer diese Kleinigkeiten…
Auf dem letzten Bild sieht man eine runde Kerbe im Ruder. Mehrere solcher Stellen sind erst jetzt nach dem weissen Anstrich deutlich zu erkennen. und genau diese möchte ich durch die gefärbten Harzschichten kaschieren. Ich hoffe inständig, das funktioniert wie geplant.
Eine weitere Viertelstunde verbringe ich nun mit der Nivellierung des Ruders auf der Werkbank mittels untergelegter Holzplättchen. So will ich verhindern, dass das großzügig aufgetragene Harz einseitig an irgendeine Seite des Ruders läuft.
Jetzt kann ich das Harz anmischen. Wie viel werde ich wohl für eine deckende Schicht brauchen? Keine Ahnung. Ich kippe nach Gefühl Harz in den Mischbecher. Die Waage zeigt 174g. Ich fülle vorsichtig auf bis 180g, das lässt sich leichter rechnen. 95g Härter dazu, und jetzt rühren, rühren, rühren, und dabei möglichst wenige Bläschen erzeugen. Dann gebe ich, wieder nach Gefühl, etwa 15 g weisse Acrylfarbe dazu und mische auch diese so lange unter, bis keine Schlieren mehr zu sehen sind. Auf dem Rührstäbchen prüfe ich die Deckkraft. Milchig weiss, passt.
Nun gieße ich das Harz in einem dicken Streifen mittig der Länge nach auf das Ruder. Oh oh, das sieht wenig aus. Mit dem flach über das Ruder geführten Rührstäbchen verteile ich das Harz bis an die Ränder, aber noch mit etwas Abstand, damit mir das Harz nicht gleich runter läuft. Das sieht schon passabel aus. Jetzt kann ich das Harz vorsichtig bis ganz an die Ränder streichen, und sogar ein bisschen über die runden Kanten hinaus. Natürlich bilden sich bald kleine Tröpfchen, aber die kann ich mit dem Rührstäbchen aufnehmen und wieder zurück auf’s Ruder tropfen lassen. Die angerührte Harzmenge war zufällig perfekt.
Ich lasse das Harz etwa eine Stunde lang ruhen, nehme immer wieder kleine Tröpfchen an den Kanten auf und tropfe sie auf noch nicht ganz perfekte Stellen auf der Ruderfläche. Im aushärtenden Harz bilden sich hier und da kleine Bläschen. Die kann ich aber, wie zuvor schon beim Plastilin-Test geübt, mit dem Gasbrenner problemlos platzen lassen.
Nach zwei weiteren Stunden prüfe ich das Ergebnis. Einige Stellen des Ruders liegen wohl etwas höher und sind nun kaum mit Harz bedeckt. Ich entdecke außerdem ein paar Schlieren von der Acrylfarbe. Habe ich nicht sorgfältig genug gemischt? Beides soll die zweite Schicht richten.
Während das Harz leise vor sich hin härtet, kann ich ja schon mal das Shurtape Sheathing vom Beschlag pulen, denn das brauche ich ja nicht mehr.
Schon die nächste Katastrophe: Das Tape klebt wie Hölle, und beim Abziehen reisst es auch noch. Am Beschlag haften eklige Kleberreste.
„Da fängst ja bei Null an!“, würde Hannes sagen…
Glücklicherweise lassen sich die Klebereste nach einem nächtlichen Bad in Spülmittel mit dem Küchenschwamm einigermaßen einfach lösen.
Am nächsten Tag ist das Harz recht gut ausgehärtet.
Nachmittags gieße ich die zweite Schicht, um auch die letzten, bisher nur dünn benetzten Ecken mit ausreichend Harz zu überziehen. Abtropfendes Harz auffangen, wieder oben auf das Ruder tropfen, kleine Bläschen mit dem Gasbrenner platzen lassen, … es ist schon fast Routine. Diesmal habe ich die Acrylfarbe volle drei Minuten lang eingerührt und kann so hoffentlich die Schlieren vermeiden. Das Harz darf jetzt über Nacht aushärten.
Backbordseite fertig
Sonntag Vormittag begutachte ich mein Werk vom Vortag. Die Harzschicht ist auf der Ruderfläche hübsch glatt geworden. Ich sehe leider wieder ein paar Farbschlieren von der Acrylfarbe. Irgendwie lässt sich das nicht vermeiden. Und die abgerundeten Kanten wollen einfach nicht hübsch werden: Ich bekomme die Krater nicht glatt…
Jetzt will ich mir mal die andere Seite kurz ansehen. Vorsichtig löse ich das Ruder vom Backpapier, das ich untergelegt hatte. Dank der Wachsbeschichtung geht das ganz einfach. Als ich die andere Seite in Augenschein nehme, trifft mich fast der Schlag: Es ist unglaublich viel Harz über den Rand gelaufen und hat sich an der Unterseite großzügig verteilt. An den Rändern haben sich dünne Fransen gebildet. Und das überschüssige Harz hat die lustige Knubbelform des Antihaft-Backpapiers angenommen.
Mit Multitool und aufgesetztem Schaber kann ich die dünnen Fransen problemlos abtrennen. Das versuche ich nun auch bei den Fließkanten. Durch die Rundungen ist das gar nicht so einfach, und ich kratze versehentlich zwei tiefe Furchen bis auf den dunkleren Untergrund. Schnell mit Acrylfarbe wieder weiß überpinseln.
Bei der ganzen Aktion stelle ich fest, dass das Harz doch noch nicht so steinhart ist, wie ich zunächst dachte. Und ich stelle auch fest, dass sich die Kanten recht einfach mit dem Cuttermesser ein wenig flacher schneiden lassen. Das geht auch gut mit Tropfnasen, die sie hier und da gebildet hatten. Aber da werde ich wohl noch mal schleifen müssen, um das Knubbelrelief vom Backpapier und die Wülste an den Kanten weg zu bekommen.
Moment mal, noch so weich??? Ich habe das Ruder zur Nachbearbeitung der Unterseite mit der frischen Harzschicht nach unten auf das mit Harztropfen übersäte Backpapier gelegt, das beim Gießen unterlag. Und tatsächlich haben sich die dort noch vorhandenen Tropfen gleich mal zünftig an das frische Harz gedrückt – aber zum Glück nicht festgeklebt, und die Harzschicht hat keinen Schaden genommen.
Harzguss an Steuerbord
Am nächsten Tag ist das Harz wirklich gut gehärtet und ich kann das Ruder umdrehen und bedenkenlos auf die frisch geharzte Seite legen.
Die erste Schicht Harzguss der Steuerbord-Seite habe ich im Video festgehalten.
Harzguss der Steuerbord-Seite
Tags darauf gieße ich die zweite Schicht. Bei dieser Seite des Ruders achte ich darauf, dass ich während des Aushärtens regelmäßig die Tropfen an der Unterseite des Ruders abtrage. So habe ich später weniger Arbeit mit der Entfernung dieser Tropfen.
Als das Harz im Mischbecher zähflüssiger wird, versuche ich, damit noch verbliebene Krater an den Kanten zu glätten.
Am nächsten Morgen begutachte ich mein Werk – und bin nicht begeistert. In der Nacht hat sich eine Obstfliege auf dem Ruder nieder gelassen, war festgeklebt, und vollständig in das noch weiche Harz eingesunken. Heute ist das Harz hart, und ich habe keine Chance, die Fliege noch heraus zu picken. Tja, die sail la vie reist ab sofort mit Haustier.
Nun zum oberen Ruder-Teil
Das Shurtape Sheathing kann nun ab. Das etwas über das rote Klebeband gelaufene Harz lässt sich ganz leicht lösen: Ich muss nur mit dem Cuttermesser an den gewünschten Harzkanten entlang schneiden und kann das Harz einfach abheben. Schwieriger wird es bei dem Klebeband selbst. Das klebt wie Hölle, und ich muss es mit einem Schaber und Fingerspitzengefühl abziehen, wobei es gefühlt hundert mal reisst.
Ich klemme das Ruder senkrecht in meine Werkbank, Teak-Teil nach oben, Harz-Teil nach unten, wobei ich die Harzschicht mit einem Geschirrtusch gegen scharfkantige Druckstellen der Werkbank schütze. Die Schnittkante zwischen Harz und Teak klebe ich sauber mit Malertape ab, und bastle mir über das schöne weisse Harz eine Spritzschutz-Schürze aus Papier.
Das Teak behandle ich mit Teak-Lasur. Es wird deutlich dunkler, als es zuvor frisch abgeschliffen aussah.
Leider nehmen die mit Holzpaste restaurierten Morsch-Stellen die Lasur kaum an und bleiben deutlich heller als das Holz selbst.
Nach 6 Stunden scheint die Lasur völlig trocken zu sein.
Als ich Hannes fragte, wie viele Schichten Lack ich auftragen soll, sagte er „acht“.
Ich halte das für einen lustigen Scherz und werde vielleicht drei oder vier Lackschichten auftragen, jeweils mit Zwischenschliff, wie er es mir „befohlen“ hat.
Ich trage also mit einem Roller die erste Schicht Bootslack auf. Der darf jetzt 24 Stunden trocknen. So schreibt es zumindest die Anleitung auf der Dose vor.
In meinem Wohnzimmer stinkt jetzt ordentlich nach Lack. Also erst mal Balkontüre auf….
Am nächsten Tag habe ich mir einen Schleifblock und 80er Schleifpapier besorgt und schleife den Lack ab. Mein Herz blutet, weil das schöne glänzende Finish nun ganz zerfurcht ist und sich an vielen Stellen weisslich gefärbt hat.
Als ich aber die zweite Lackschicht aufrolle, löst sich das alles in Wohlgefallen auf: Der Lack glänzt makellos, und all die weissen Schleifstellen sind verschwunden.
Pockennarben
Als das Ruder da so senkrecht in der Werkbank eingeklemmt steht, fallen mir die abgerundeten Kanten des Ruders wieder ins Auge. Sie sehen wirklich furchtbar aus: Während des Harzgusses sind mir – von beiden Seiten – Harztropfen um die Kanten gelaufen. Weil ich sie nicht rechtzeitig erkannt und entfernt habe, sind die nun versteinert und werden uns wohl auf allen Reisen begleiten.
Aber da ich eh schon Schleifpapier im Schleifblock eingespannt habe, rutsche ich kurz über die schlimmsten Tropfstellen. Oh, das funktioniert gut! Die Tropfen sind weg, und die Harz-Kante fühlt sich hier schon viel geschmeidiger an. Also rutscht der Schleifblock fast wie von selbst über die ersten Pockennarben. Hey, super! Das Harz lässt sich fast mühelos abtragen und die Harz-Tropf-Furchen nehmen an Höhe ab. Ich schleife weiter und bin nach nicht mal zwei Minuten vom Ergebnis ziemlich begeistert:
Sobald der obere Teil des Ruders fertig lackiert ist, werde ich da unten die Kanten noch weiter schleifen.
Finalisierung des Unterwasserteils
Die dritte Lackschicht am oberen Teil des Ruders ist nun getrocknet. Jetzt widme ich mich noch mal dem unteren Teil.
Mit dem Handschleifblock und 80er Papier rücke ich den Tropfspuren an den Kanten auf den Pelz. Die gehärteten Tropfen lassen sich gut abschleifen, aber es dauert ewig. Also greife ich zum Multitool, ebenfalls mit 80er Papier, und nun geht das ratz-fatz.
An manchen Stellen versuche ich auch, noch Unebenheiten abzuschleifen, und lege dabei leider die Schichten bis runter auf den dunklen Untergrund frei. Das sind aber wirklich nur ein paar wenige Stellen, und ich korrigiere lieber diese kleine Stellen, und habe dafür das Ruder an den Kanten einigermaßen glatt.
Ich spanne das Ruder jetzt senkrecht in die Werkbank, die Klemmstellen sorgsam mit zwei Geschirrtüchern gegen scharfe Druckstellen geschützt. So eingespannt kann ich das Ruder rundum gleichzeitig bearbeiten.
Die dunkel freigelegten Stellen überstreiche ich noch mal mit der weissen Acrylfarbe.
Und nachdem diese getrocknet ist, trage ich eine weiss gefärbte Schicht Harz mit dem Farbroller auf. Das funktioniert gut, und das Harz spritzt und läuft nicht.
Am nächsten Tag folgt eine zweite Schicht Harz. Ich bin zufrieden – auch wenn durch das Rollen die Fläche nun nicht mehr so spiegelglatt ist wie nach dem Gießen.
Endbearbeitung des oberen Teils
Nach den drei Lackschichten im oberen Teil des Ruders und den zwei gerollten Harzschichten im unteren Teil bleibt mir aus dem 6er Pack nun noch genau eine Lackrolle übrig.
Ich überlasse dem Admiral die Entscheidung, ob er oben lieber vier Lackschichten, oder drei Lackschichten und eine abschließende Schicht transparenten Harzes haben möchte.
„3 + 1“ ist seine kurze Antwort. Aye, SIR.
Zusammenbau
Ich kann’s kaum glauben: Bin ich echt schon fertig?
Nein, nicht ganz. Ich poliere noch mal die Edelstahl-Beschläge. Einen hatte ich ja zwischendurch mit Shurtape Sheathing beklebt, weil ich „aussen rum“ Harz gießen wollte. Das funktionierte aber ja nicht, weil er nicht ganz plan auflag. Und dieser Beschlag ist noch immer klebrig von dem wieder abgezogenen Shurtape. Also noch mal Polierpaste per Hand aufgearbeitet und danach mit der Maschine blank poliert. Den anderen Beschlägen gönne ich diese Behandlung auch noch mal.
Den leichten Flugrost an den Edelstahlschrauben hatte ich ganz zu Anfang mit Caramba behandelt. Das war allerdings nicht so ganz erfolgreich. Ich sehe immer noch braune Flugroststellen. Die Schrauben und Muttern erhalten jetzt ein Bad in Cola. No-name. Hab ja keinen Geldscheißer 😉 Dafür gibt’s ’nen ordentlichen Schuss Zitronensaft dazu. Nicht für den Geschmack. Die Phosphorsäure aus der Cola und die Zitronensäure aus dem Zitronensaft sollen jetzt mal schön knabbern.
Während die Schrauben im Säurebad liegen, prüfe ich eine anfängliche Befürchtung des Admirals.
Ich hatte das Ruder – nach der Demontage der schweren Edelstahlbeschläge – auf die Waage gestellt: 10,4 kg.
Jetzt stelle ich das fertig restaurierte Ruder wieder auf die Waage und lese: 11,2 kg.
Oh, schon eine ordentliche Gewichtszunahme von 0,8 kg. Aber dafür sieht es jetzt wieder gesund aus 😉
Nun kann ich endlich die frisch polierten Beschläge ans Ruder schrauben und damit mein Werk vollenden.
An dieser Stelle sehe ich schmunzelnd ein Foto, das das Ruder nach Kauf des Bootes vor zwei Jahren zeigt. Hannes wollte es damals schon entsorgen und „ein neues schnitzen“ 😉