Rab begrüßt uns an diesem Morgen mit strahlender Sonne und fast wolkenlosem Himmel.
Für heute sind 37°C vorhergesagt, beachtliche 4% Niederschlagswahrscheinlichkeit, und 5 bis böig 9 Knoten Wind aus dem Westen.
Segeln könnte heute schwierig werden. Naja, wir haben ja unseren Tohatsu, der uns zuverlässig überall hin schiebt.
Unser Ziel ist die Bucht von Stojan, die wir ja nun schon in- und auswendig kennen. Oder die Bucht daneben, Uvala Sturic. Wir werden sehen.
Nach dem Frühstück verrät uns ein kurzer Tast-Griff in die Bilge, dass wir schon wieder unerwünschtes Wasser an Bord haben.
Wir tunken 0,7 Liter. Das ist nicht schön, aber gerade noch okay für einen Tag und eine Nacht.
Wir füllen unseren Wasservorrat auf, und während ich beim Hafenmeister unseren Liegeplatz bezahle, holt Hannes noch mal einen Kanister Sprit von der Tankstelle und schleppt ihn an Bord. Ich muss amüsiert schmunzeln: Wir haben wirklich ausreichend Benzin im Tank und in den Ersatzkanistern, aber offensichtlich kalkuliert er ein, dass wir mal versehentlich auf die Adria raus treiben könnten, und dann durch Gibraltar raus auf den offenen Atlantik…
Ablegen mit Hindernissen
Um 10:30 Uhr haben wir das Deck klar und wollen ablegen.
Hannes dreht den Tohatsu-Schlüssel, aber der Anlasser surrt nur, und der Motor springt nicht an. Nochmal. Nochmal.
Okay, kurze Denkpause.
Ist die Batterie leer? Nein, dann würde der Anlasser im Bestfall noch ein müdes Klack-Geräuscht von sich geben, nicht im Stande, mit der vielleicht noch restlich vorhandenen Energie den Motor anzuwerfen. Wir kennen das von unseren Autos. Aber der Anlasser surrt ja deutlich hörbar. Das heißt er dreht, aber dreht nicht den Motor.
Ist der Anlasser defekt? Das würde uns wundern. Wir haben den Anlasser letztes Jahr erst gewechselt, weil der alte total korrodiert war.
Andere Probleme, wie Antriebs-Zahnrad locker oder Druckfeder hängt?
In Gedanken gehe ich schon durch, wie ich nach der Werkzeugkiste krame, den Deckel vom Motor und all die kleineren Abdeckungen entferne, um mich bis in die Eingeweide vorzuarbeiten, um die Ursache zu prüfen. Aber während ich noch mit abwesendem Blick nach schräg oben grüble, greift Hannes schon zum Seilzugstarter und reißt den Motor an. Der rumpelt munter los, als wäre nichts gewesen. Na gut. Problem erst mal vertagt, wir können los.
Wir motoren also raus aus dem Hafen von Rab, mit überhöhter Geschwindigkeit von 3 Knoten.
Und kaum vorbei an den Bojen der Hafeneinfahrt bläst uns der Wind …. nicht entgegen. Tatsächlich haben wir etwa 2 Knoten Wind aus Sü.. We.. Süd-Os… ständig wechselnder Richtung. Das ist wohl eher der Fahrtwind, den unser Windmesser da anzeigt.
Als motoren wir weiter, mit lustigen 4 ½ Knoten die Küste von Rab entlang Richtung Nord-West.
Kalifront
Nach etwa eineinhalb Stunden sind wir im Nordwesten von Rab und entscheiden uns, in der kleinen Bucht Kalifront unsere Mittagspause einzulegen.
Hier gibt es kaum Schwell, dafür türkisfarbenes, glasklares Wasser.
In der Bucht Kalifront
Nach dem Mittagessen legen wir erst mal eine Siesta ein. Das haben wir uns ja verdient.
Aber nicht lange.
Heute treibt uns beide irgendwie die Unruhe. Ich gehe schnorcheln, und Hannes steigt mit dem Drohnen-Koffer ins Dingi und fährt zum Strand.
Drohnen Footage
Und mein Bruder zaubert aus diesem kurzen Ausflug ein kleines Highlight…
Kalifront von oben
Wir haben schon wieder Wasser in der Bilge. Und das nervt.
Keiner von uns beiden hat eine Ahnung, woher das Wasser tatsächlich kommt. Von den nicht mehr ganz so dichten Kielschrauben, die sich in der Bilge befinden? Von weiter hinten, eventuell aus der Achterbilge, aus dem Stauraum, der für uns nur durch den winzigen Durchlass erreichbar ist?
Hannes schmiedet einen verwegenen Plan. Er will eine Barrikade bauen zwischen der Bilge im Salon und dem Heck-Stauraum. Kommt das Wasser von vorne, kommt es von hinten? Sandsäcke sind seine Idee, um diese Barriere zu realisieren.
Der Wasser-Wall
Okay, Sandsäcke. Das sind Säcke – an Bord befindliche Plastiktüten? – mit Sand – vom Meeresboden? Ja, gute Idee.
Wer holt Sand? Hannes „hat Ohrdruck“, scheidet also aus. Matthias muss tauchen. Macht er. Aber der Meeresboden, so schön silber-grau er sich von oben aus betrachtet zeigt, besteht leider nicht aus Sand. Da finde ich leider nur abgeschliffenen Fels, verhärteten Korallengrund. Nichts, was man so einfach in eine Tüte schaufeln könnte.
Ich muss wirklich lange herum tauchen, um irgendwo zwischen den Felsen, vorbei an glitschigen Seegurken, ein wenig Sand zu finden. Ich schaufle ihn in meine Tüte, was unter Wasser ziemlich schwierig ist, und liefere sie nach unzähligen Schnorchelgängen an der Badeplattform ab.
Natürlich ist der Sand nass und die Tüte voller Wasser. Also muss das erst mal abtropfen. Okay, kurze Siesta.
Später drapiert Hannes meinen selbst gebastelten Sandsack in den Bereich zwischen der Salon-Bilge und der hinteren Bilge unter dem Cockpit. Und wir legen die gesamte Salon-Bilge mit Küchenrollen-Papier aus. So können wir feststellen, woher neu zufließendes Wasser kommt.
Uff. Das war eine schöne Aufgabe. Wir entspannen ein wenig an Deck.
Schau mal, da vorne treibt Abfall im Meer. Irgend etwas oranges. Diese Ferkel!
Ach warte, das sieht aus, wie ein Fender. Oranger Fender… Uhm? Das ist unser Bugspriet-Fender!! Mist! Der hat sich wohl durch den Schwell eines vorbeifahrenden Motorbootes gelöst und treibt jetzt langsam, der Strömung folgend, vom Boot weg.
Ich hüpfe ins Dingi – natürlich kein Motor dran – und rudere um mein Leben, um unseren geliebten kleinen Fender zu retten.
Matt, der rudernde Fender-Retter
Mission glückt. Matthias wird morgen Muskelkater haben.
Um etwa 17 Uhr wollen wir aufbrechen. Hannes versucht, den Motor zu starten. Aber, wie heute Vormittag in Rab, surrt der Anlasser nur leer durch.
Als ich so zurück denke in meine erste Zeit als Autofahrer, mit den alten 500 Mark Autos, fällt mir ein, dass im Anlasser ein Magnet sitzt, der sich manchmal verklemmen kann. Ich greife mir aus der Werkzeugkiste einen Hammer, klöpple drei mal an verschiedenen Stellen seitlich an das Anlasser-Gehäuse und bitte Hannes, noch mal zu starten. *Brummmmmmm*. So muss das sein.
Jetzt brechen wir auf. Der Wind ist immer noch nicht erwähnenswert, und so motoren wir um die Nordspitze von Rab und dann weiter Richtung Norden und dann Osten um Lopar herum.
Uvala Sturic
Kurz vor 19 Uhr fahren wir an der Bucht von Stojan vorbei und steuern die Bucht Sturic an. Hier gefällt es uns. Nur zwei Boote liegen hier.
Nach der kurzen Überfahrt prüfen wir die Bilge. Im Salon kein Wasser, und die ausgelegten Papierstücke sind trocken. Aber hinter unserem Sandsack, also in der Achterbilge, hat sich schon wieder ein halber Liter Wasser gesammelt. Nun wissen wir also, das Wasser kommt von irgendwo da hinten. Etwas frustriert, weil wir in diesem engen Raum unmöglich die genaue Herkunft aus machen können, tunken wir das Wasser ab.
Wir essen zu Abend und genießen ein Glas Wein in dieser schönen Bucht.
Jetzt um halb acht zeigt das Thermometer immer noch 33°C.
Ich schlafe heute nacht wieder draussen an Deck.
Bora
Ein eigenartiges Knattern und Rufe von den Nachbarbooten wecken mich um 1 Uhr morgens.
Eine Bora pfeift mit 25 Knoten über uns hinweg. Auf den Nachbarbooten sind die Skipper an Deck und prüfen mit Taschenlampen den sicheren Sitz ihrer Anker.
Das Knattern kommt von unserem Bimini, das sich tapfer gegen den Wind stemmt. Noch hält es.
Eine Bora fegt über unser Boot
Ich greife mir auch die Taschenlampe und kontrolliere das Deck. Wir haben noch die Handtücher und Badehosen an der Reling hängen. Die bringe ich in Sicherheit unter Deck. Hannes wacht auf und sieht mich fragend an. „Wir haben Bora. Alles gut. Schlaf weiter.“ Das scheint zu wirken.
Ich gehe wieder an Deck und prüfe den Sitz des Ankers und den Abstand zu den Nachbarbooten. Wirklich alles gut.
Also schlafe auch ich irgendwann wieder ein.
Logbuch
Abfahrt | 10:30 Uhr | |
Pause | 5:00 Stunden | |
Ankunft | 18:50 Uhr | |
Fahrtzeit | 3:20 Stunden | |
Strecke | 14,3 Seemeilen | |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 4,3 Knoten | |
Höchstgeschwindigkeit | 5,4 Knoten |
Kosten
Tanken | 15,00 € | |
Liegeplatz Marina Rab | 47,05 € | |
Gesamt | 62,05 € |