Als ich aufwache, ist es erst 6 Uhr.
Wenn ich mich jetzt bewege, schaukelt das Boot, Hannes wacht auf und ist sauer. Also tagträume ich durch die offene Bug-Luke in den strahlend blauen, wolkenlosen Himmel – und höre auf dem Boot nebenan das Kleinkind quengeln. Das nervt. Ich stehe doch auf, schleiche möglichst geräuschlos durch den Salon und genieße im Cockpit eine Guten-Morgen-Zigarette.
Hannes räkelt sich um 8 Uhr. Ungewöhnlich früh für ihn.
Nach einer Schnorchel-Runde inklusive Ankerkontrolle mache ich Frühstück: Frisch aufgebackene Semmeln, Eier, Kaffee. Die ersten Boote kommen in die gerade noch so ruhige Bucht.
Hannes schnappt sich das Dingi, fährt damit zur Landspitze von Lopar und macht Fotos und Videos von der Bucht.
Unsere heutige Tagesetappe soll uns nach Rab führen. Die Navionics Routenplanung kalkuliert für diese Strecke eine Fahrtzeit von etwa 4 Stunden. Das wird ein gemütlicher Tag.
Um 11 Uhr machen wir das Bot startklar und lichten den Anker.
Kaum raus aus der Bucht haben wir 12 Knoten Raumwind, der uns auf 4 Knoten Fahrt schiebt. Mit Wind von achtern versteht sich die sail la vie einfach nicht so gut; sie liebt den Wind auf dem Bug. Aber wir sind trotzdem zufrieden, genießen das fast lautlose Dahingleiten.
Nicht viel später schläft der Wind ein, und wir müssen motoren.
Der Tohatsu schnurrt wie ein Kätzchen, und die sail la vie folgt schnurgerade der vorgegebenen Route.
Dank mobilem Internet an Bord habe ich sogar die Möglichkeit, zwischendurch kurz eine Kundenanfrage per E-Mail zu beantworten.
Wir haben heute viel Zeit. Also legen wir zwei Stunden Mittagspause in der Bucht Sveti Mara ein. Das glasklare, türkisfarbene Wasser lädt uns auch zum Schwimmen und Schnorcheln ein.
Rab
Dann geht die Fahrt weiter, noch eine Stunde bis Rab. Wir motoren.
Um 17:30 treffen wir in Rab ein und bekommen einen Liegeplatz zugewiesen. Irgendwie steht uns nur eine Heck-Muring zur Verfügung und die sail la vie hängt total schief in der Box, droht ans Boot nebenan zu dotzen. Hannes macht den Vorschlag, eine Achterspring zu zurren, und tatsächlich lässt sich die Situation so sehr einfach lösen.
Bei der Gelegenheit stellt Hannes fest, dass sich am Heck eine kleine Ölspur gebildet hat. Als Ursache vermuten wir, dass die Steuerhydraulik vielleicht wieder etwas Öl verliert. Das prüfen wir morgen. Jetzt haben wir erst mal Hunger.
Also machen wir den Spaziergang von der Marina in die Altstadt. Wir wollen wieder in ein Restaurant ganz vorne an der Hafenpromenade gehen, um die Boote und Passanten zu beobachten. Wir setzen uns gleich ins erste Restaurant an der „Meile“ und können von hier aus sogar die sail la vie gegenüber in der Marina sehen.
Es dauert ewig, bis die Bedienung kommt, uns Speisekarten bringt und unsere dringende Bestellung für ein großes kaltes Bier entgegen nimmt. Dann dauert es weder ein ganzes Bier lang, bis sie noch mal kommt, unsere Bestellung für das Essen und das nächste Bier aufnimmt. Und jetzt dämmert uns, dass wir letztes Jahr am ersten Abend in Rab genau in dem gleichen Restaurant waren, und eben so lange auf unser Essen warten mussten. Wir warten. Und warten. Und warten. Seit unserer Ankunft ist bereits eine Stunde vergangen. Das kann doch nicht wahr sein. Noch 10 Minuten, dann stehen wir auf und gehen.
Ich traue meinen Augen nicht: Da spaziert doch tatsächlich Alexander an der Promenade entlang, ein Bekannter aus München, den ich seit Jahren nicht gesehen hatte. Ich rufe ihm zu und auch er erkennt mich wieder. Wir plaudern ein wenig, er stellt mir seinen Freund vor, der ihn begleitet. Sie verbringen einen Kurzurlaub in Rab. Ich erzähle ihnen, dass wir mit dem Boot unterwegs sind, und mache sie damit etwas neidisch, denn auch sie überlegen schon länger, mal einen Segeltörn zu machen. Das Gespräch ist echt interessant – und verkürzt angenehm die Wartezeit auf’s Essen.
Na also. Endlich kommt unser Essen. Und wir brauchen noch mal ein Bier.
Nie mehr! Und wieder wissen wir nicht mal, wie das Restaurant heißt. Na, das große eben, gleich am Anfang der Meile. Unbedingt meiden!
Das ist bereits das zweite Déja vue auf dieser Reise: Erst die Bora in der gleichen Bucht wie letztes Jahr, und jetzt das gleiche serviceunfreundliche Restaurant in Rab wie letztes Jahr. Insgeheim grüble ich, welche schlechten Erlebnisse wir letztes Jahr noch hatten. Ich will nicht unbedingt eine Déja vue Kette erleben, wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“…
Etwas genervt machen wir uns auf den Rückweg zum Boot. Am Supermarkt machen wir kurz halt und nehmen ein paar frische Lebensmittel und – noch viel wichtiger – Wein und Bier mit.
Nun sitzen wir gemütlich im Cockpit, nippen von unseren Gläsern und besprechen den Plan für morgen.
Wir müssen prüfen, woher heute die Ölspur im Wasser kam. Von uns? Von unseren Hydraulikschläuchen? Außerdem wollen wir unsere Wasser- und Sprit-Tanks auffüllen. Und dann kommt noch ein schöner Bastelplan. Aber dazu morgen mehr….
Gute Nacht!
Logbuch
Abfahrt | ca. 11:15 Uhr | |
Pause | ca. 2 Stunden | |
Ankunft | ca. 17:30 Uhr | |
Fahrtzeit | ca. 4:15 Stunden | |
Strecke | 13,8 Seemeilen | |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 3,3 Knoten | |
Höchstgeschwindigkeit | 4,7 Knoten |
Kosten
Restaurant | 40,55 € | |
Supermarkt | 9,46 € | |
Gesamt | 50,19 € |