Punat begrüßt uns an diesem Morgen mit strahlender Sonne und mit einer leichten Brise. Nach dem langen Tag gestern haben wir hervorragend geschlafen und sind jetzt endlich auch mit dem Kopf im Urlaub angekommen.
Etappenplan
Während des Frühstücks auf dem Boot mit leckerem Senseo Cappuccino und frisch im Omnia aufgebackenen Semmeln planen wir grob die Richtung der heutigen Reise: Wir wollen, wie schon letztes Jahr, die erste Nacht in der Bucht Stojan im Norden von Lopar verbringen. Dort erlebten wir letztes Jahr unsere erste Bora, die uns (eher Hannes) mächtig Respekt einflößte. Aber dieses Jahr wird ja alles besser…..
Nach einem kurzen Ausflug zum Supermarkt gehen wir gemütlich unsere imaginäre Aufbruch-Checkliste durch. Eigentlich wollten wir uns schon lange so hübsche laminierte Checklisten basteln, weil wir grundsätzlich irgend einen Schritt vergessen: Hub-Kiel senken, E-Motor für schnelle Hafenmanöver ins Wasser kippen, die an der Reling aufgehängten Handtücher verräumen, Bug-Luke schließen, Route im iPad festlegen und Tracking starten, naja, eben der ganze Kleinkram. Also weiterhin mit Checkliste im Kopf.
Kletterpartie
Und schon entdecken wir ein Problem: Das Groß-Fall hat sich mit einem Reserve-Fall verheddert. Natürlich recht weit oben, über der Saling, so dass kein Bootshaken lang genug und kein leinenschwingender Arm geschickt genug ist, um das zu entwirren. Da haben wir wohl gestern beim Riggen nicht aufgepasst.
Aber jetzt kommt unsere Geheimwaffe zum Einsatz: Nach einigen ähnlichen Situationen im letzten Jahr hatten wir unserer sail la vie klappbare Maststufen spendiert, um Probleme im Rigg ohne Zuhilfenahme eines Mastkrans selbst lösen zu können. Und wir haben einen professionellen Klettergurt geschenkt bekommen (danke, Stefan!), der den „Affen“ am Mast sichert. Und ja, es steht auch schon lange fest, wer den Job in luftiger Höhe bekommt: Hannes „hat Rücken“….
Um 13 Uhr brechen wir dann endlich auf.
Kaum raus aus der Bucht von Punat bläst uns der Wind ordentlich entgegen, in Böen bis 18 Knoten.
Der Segelmacher, der uns die auf dem Chiemsee zerfetzte Genua reparierte, hatte uns eine sichere Nutzung bis 15 Knoten zugesichert. Wir wollen die Genua nicht überstrapazieren und sie deswegen nur halb ausgerollt nutzen. Leider geht dieser Plan wie damals am Chiemsee wieder nicht auf: Ist die Genua nur teilweise ausgerollt, fängt sich im oberen Drittel der Wind und rollt den oberen Teil schneller aus als den unteren. Das führt dazu, dass wir sie nicht mehr unter Kontrolle haben und auch nicht mehr einrollen können. Ein Nachteil unserer Rollfock-Anlage, die nicht auf einem Gestänge, sondern auf Drahtseilen basiert. Also drehen wir die sail la vie in den Wind, rollen die Genua zuerst ganz aus und dann ordentlich wieder ein. Puh! Zumindest kein zerfetztes Tuch. 😉
Der Wind kommt zu ungünstig, um nur mit dem Groß zu segeln. Also motoren wir.
Hannes kommt langsam in Stimmung…
Uvala Stojan
Wir erreichen die Bucht von Stojan um etwa 16 Uhr. Nur wenige Boote liegen hier, in respektvollem Abstand.
In dieser Bucht hatten wir letztes Jahr nachts unsere erste Bora erlebt, und Hannes war die ganze Nacht gestresst auf Ankerwacht. Morgens hatten wir einen Meter weniger Wasser unterm Kiel. Bei nur noch 80 cm scharrte schon das Ruder im Sand. Aber heute haben wir perfektes Wetter und gerade nur etwa 6 Knoten Wind aus Nordost. Also alles gut.
Das türkisfarbene Wasser lädt zum Schwimmen und Schnorcheln ein. Ein wenig trübe ist die Sicht unter Wasser, denn in dieser Bucht ist der Grund sandig.
Hannes steigt ins Dingi und fährt zur Insel Stojan. Naja, Insel ist übertrieben. Der Hügel halt, der schützend vor der Bucht liegt und ihr den Namen gibt.
Er hat den Koffer mit der Drohne dabei und will sie dort steigen lassen. Also erklimmt er den Hügel, und unser kleiner Quadrokopter erhebt sich zum ersten Mal in die kroatische Luft.
Das läuft ganz gut. Die ersten 10 Sekunden auf niedriger Höhe. Dann lässt Hannes sie höher steigen, und … verliert sie kurzzeitig an eine Windböe. Vor seinem geistigen Auge sieht er die Drohne schon über den Hügel hinaus aufs offene Meer treiben und bringt sie panisch zurück auf den Boden.
Naja, das mit der Steuerung üben wir noch mal. Aber die ersten Aufnahmen vermitteln zumindest schon mal einen Überblick über die jetzt recht ruhige Bucht.
Wir genießen unser diesjährig erstes Abendessen in einer Bucht.
Über dem Festland türmen sich bedrohliche Wolken auf. Aber der Wind scheint sie in östlicher Richtung zu treiben. Also keine Gefahr für uns.
Etwa 45 Minuten später, um halb neun, erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Aber wir stellen auch fest, dass sich das dicke Wolkenband doch mehr in unsere Richtung bewegt hat, und der Wind etwas auffrischt.
Er steigert sich in Böen bis 30 Knoten, und wir erleben unsere erste Bora dieses Jahr. In der gleichen Bucht wie letztes Jahr. In der gleichen Stärke.
Aber es stresst uns nicht mehr. Oben zerrt der Wind an den Fallen und lässt sie klappernd an den Mast schlagen. Hinten tanzt das Dingi in den Wellen. Die sail la vie schaukelt und ächzt. Den festen Sitz des Ankers hatten wir vorhin beim Schnorcheln schon kontrolliert. Die Wassertiefe ist auch ausreichend, sogar falls uns die Bora wieder einen Meter Wasser unter’m Kiel weg ziehen würde. Die sail la vie liegt weit genug entfernt vom felsigen Ufer, so dass auch bei einem vollen Schwoj-Kreis keine Gefahr besteht. Das einzige andere Boot in der Bucht hat ebenfalls in einem ausreichend großen Abstand geankert.
Also sitzen wir gelassen im Cockpit und schlürfen genüsslich ein Glas Wein.
Um 22 Uhr lässt der Wind deutlich nach. Wir können uns ruhigen Gewissens in unsere Kojen kuscheln.
Als um 2 Uhr morgens der Wind wieder stärker wird und am Boot zerrt, wachen wir beide auf. Aber keiner von uns beiden hat Bedenken und fühlt sich genötigt, einen Kontrollgang zu unternehmen. Ich glaube fast, unter 40 Knoten versetzt uns nichts mehr in Aufregung…
Logbuch
Abfahrt | 13:00 Uhr | |
Pause | — | |
Ankunft | 16:00 Uhr | |
Fahrtzeit | 3:00 Stunden | |
Strecke | 12,3 Seemeilen | |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 4,0 Knoten | |
Höchstgeschwindigkeit | 4,6 Knoten |
Kosten
Supermarkt | 8,64 € | |
Gesamt | 8,64 € |