Faulenzen in der Bucht Kosirina
Heute faulenzen wir lange und vertrödeln in der Bucht Kosirina den ganzen Vormittag mit einem ausgedehnten Frühstück, Schwimmen, Schnorcheln, Internet.
Beim Schnorcheln stelle ich fest, dass am letzten Abend bei der Ankunft unser Anker gar nicht gegriffen hatte. Der Widerstand, den ich spürte, rührte nur daher, dass der Anker direkt an einem Felsen lag und von diesem gestoppt wurde. Das hätte böse enden können. Gut, dass die Bucht so ruhig ist, und es ausser dem kurzen Schwell gestern sonst kaum Wasserbewegung gab.
Faulenzen, Anker am Fels in in der Bucht Kosirina
Morgens um 8:30 Uhr stand unsere Bordbatterie bei kläglichen 20% und 11,6 Volt. Unsere beiden Kühlschränke ziehen ordentlich Saft.
Die Solar-Panels leisten aber gute Arbeit, und um 11:15 Uhr stehen wir schon wieder bei 70% Kapazität und gesunden 12,3 Volt. Diese Anschaffung hat sich wirklich gelohnt.
Erst um 14:30 Uhr haben wir das Boot reisefertig gemacht und brechen auf.
Als ich den Anker heben will, scheitere ich kläglich. Er hat sich mit einer der Spitzen unter dem Felsen verfangen und lässt sich auch mit roher Gewalt nicht lösen. Hannes muss das Boot mehrmals herum manövrieren, bis ich den Anker schließlich mit viel Kraft in die andere Richtung unter dem Felsen herausziehen kann. Morgensport: Check √
Vorbei an Tribunj
Neptun meint es gut mit uns und schickt uns 10-16 Knoten Wind gegenan. Wir können also am Wind mit gut 4 Knoten Fahrt südostwärts Richtung Vodice segeln, was der sail la vie und uns eine sehr angenehme Reise beschert.
Unterwegs von Kosirina nach Vodice
Bei dem Städtchen Tribunj, das an unserer heutigen Route liegt, gibt es zwei vorgelagerte Inseln: Die kleine Lukovnik und die langgezogene Logorun. Zwischen diesen Inseln gibt es eine schmale Durchfahrt, die wir aufgrund geringer Wassertiefe sehr genau mittig anfahren müssen.
Schmale Durchfahrt bei Tribunj
Ich stehe im Salon und will die Durchfahrt filmen. Hannes korrigiert den Kurs, um die schmale und nicht gerade tiefe Passage exakt mittig anfahren zu können. Genau in dem Moment, als das Boot kurz seitlich zum Wind steht, packt uns eine kräftige Böe mit 22 Knoten und legt die sail la vie extrem auf die Seite. Wir krängen wieder mal auf 30° und im Salon fliegen alle nicht gesicherten Gegenstände umher. Aber diesmal entweicht mir kein Angstschrei, sondern ich beisse die Zähne zusammen und bleibe tapfer. Breitbeinig spreize ich mich beidseitig im Salon ein und mache mit dem iPhone eine Videoaufnahme von dieser unglaublichen, angsteinflößenden Schräglage, kurz bevor unser Boot ganz, ganz sicher kentern und sinken wird. Ich glaube, ich spüre ein wenig Angstpipi in der Hose.
Admiral Hannes meistert die Situation aber am Steuer wieder mit Bravour und bringt die sail la vie in einen sicheren Kurs gegen den Wind. So können wir die Segel einholen und lieber mit dem Motor durch die Passage fahren.
Ich will mir das cineastische Meisterwerk auf meinem iPhone begutachten … und es existiert nicht. Irgendwie habe ich es geschafft, die Videoaufnahme nicht korrekt zu starten. Vermutlich wegen der blöden (ehemals) wasserdichten Hülle, die mein iPhone umschließt. Das beichte ich jetzt Hannes. Er sagt nichts, schimpft nicht. Aber sein Gesichtsausdruck verrät natürlich zweifelsfrei, dass er mich in der nächsten einsamen Bucht mit fünf Meter Ankerkette um den Hals versenken wird.
Vodice, wo Bugpissen wohl hip ist
Um etwa 17 Uhr kommen wir in Vodice an und fahren in die Marina ein. Auch hier ist es in der Hochsaison schwierig, einen Liegeplatz zu bekommen. Für die sail la vie mit ihrer geringen Größe findet sich aber immer ein Plätzchen.
Die Hafenmeile von Vodice ist recht touristisch geprägt, ein Souvenir-Shop reiht sich an den nächsten. Nachdem wir eine ganze Weile einem Straßenmusikanten mit Gitarre gelauscht haben, finden wir ein schönes, gut besuchtes Restaurant und füllen uns ordentlich die Mägen.
Zurück auf dem Boot finden wir erstmal keine Ruhe. Am Steg hinter uns liegt ein größeres Motorboot mit einer Horde junger Kroaten. Sie feiern eine wilde Sauf-Party, und ihre laute Musik beschallt die gesamte Marina.
Erst gegen 21 Uhr haben sie wohl alle die Birne voll, und es kehr Ruhe ein. Wir genießen einen kühlen Sauvignon Cabernet aus dem praktischen, platz-, gewicht- und müll-sparenden 3-Liter-Kanister.
Während wir gemeinsam den Tag rekapitulieren und die Windprognosen für morgen recherchieren, plätschert es gegenüber. Aber es hört sich nicht wie der typische Klang von aus einem Boot abgelassenem Spülwasser an. Vielmehr ein dünnes, zartes Plätschern. Ich leuchte mit unserer starken Taschenlampe von Mama die Boote am Steg gegenüber ab, und entdecke dort einen jungen Kerl auf dem Bug eines der Boote stehen, und von dort aus in hohem Bogen ins Wasser pinkeln. Währenddessen unterhält er sich auf englisch wohl mit seinem Kumpel weiter hinten auf dem Boot. Uhm, diese Briten!
Kurze Zeit darauf wieder ein ähnliches Plätscher-Geräusch. Diesmal strahlen wir mit zwei Taschenlampen den jetzt pinkelnden Kumpel am Bug direkt und lange an. Der drückt ein „Oh, sorry“ raus und packt seinen Pullermann brav wieder ein.
Jungs, es sind etwa 50 Meter zur Marina-Toilette. Das schaffen sogar wir beiden Greise notfalls im Halbschlaf.
Logbuch
Abfahrt | 14:30 Uhr | |
Pause | – | |
Ankunft | 17:30 Uhr | |
Fahrtzeit | 3:00 Stunden | |
Strecke | 9,5 Seemeilen | |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 3,1 Knoten | |
Höchstgeschwindigkeit | 5,4 Knoten |
Kosten
Restaurant | Vodice | 27,06 € |
Gesamt | 27,06 € |