Wir liegen fast trocken
Gestern hatten wir nach dem Ankern das Boot mit Landleine gegen den ablandigen Wind stabilisiert. Über Nacht hat der Wind gedreht und die sail la vie verdammt nah ans Ufer getrieben. Wir hören schon fast das Ruder im Sand scharren. Also verlegen wir unsere Landleine ein Stück buchtauswärts. Alles wieder gut.
Landleine in der Bucht Magarna
Der Tagesplan
Unsere Fahrt nach Žirje gestern endete ja schon nach sehr kurzer Zeit wegen der für uns ungünstigen Windrichtung und des starken Wellengangs, und wir mussten nach Zlarin zurückkehren.
Hannes checkt gerade die Wind- und Wellen-Vorhersage. Für heute Vormittag ist Nordwest-Wind mit 8 Knoten angekündigt, also fast das gleiche Szenario, an dem wir gestern gescheitert sind. Ab etwa 13 Uhr aber dreht der Wind auf Nordost und würde uns damit einen schönen Halbwind für die Überfahrt nach Žirje bescheren. Das hört sich gut an. Und wir können den Vormittag hier vertrödeln, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Also frühstücken wir gemütlich und gehen ein bisschen Schwimmen und Schnorcheln, während die Solar-Panels unsere über Nacht ziemlich geschwächte Batterie aufladen.
Gewitter
Um etwa 11 Uhr ziehen dunkle Wolken über der Bucht auf, und kurz darauf sehen wir Blitze und hören Donner grollen. Da scheint was auf uns zuzukommen.
Dunkle Wolken über der Bucht Magarna
Die Wolken ziehen schnell schräg über die Bucht, und um 11:30 Uhr wird der Donner näher, lauter und länger, und wir spüren tatsächlich die ersten Regentropfen. Wir beeilen uns, den Frühstückstisch zu räumen, die Handtücher von der Reling zu nehmen und die Polster aus dem Cockpit im Salon zu verstauen. Es regnet. Nicht schlimm. Im Gegenteil, das tut sogar gut, weil sich in kurzer Zeit die schwüle Luft etwas abkühlt. Aber 15 Minuten später hört der Regen schon wieder auf, und die dunklen Wolken ziehen Richtung Westen weiter. Die Sonne kommt wieder raus und die Solar-Panels können die Batterien jetzt auf 100% befüllen.
Überfahrt nach Žirje
Nach dem Mittagessen machen wir das Boot startklar, holen die Landleine ein und lichten um 14 Uhr den Anker.
Wir motoren aus der Bucht und weiter zur Südspitze der Insel Zlarin. Hier, wo gestern Wind und Wellen gegen uns peitschten, ist die See heute glatt und wir haben tatsächlich perfekten Wind für unsere erste Teilstrecke. Also hissen wir Segel und machen gut 4 Knoten Fahrt bei Winden zwischen 6 und 18 Knoten Wind aus wechselnden, aber segelbaren Richtungen.
Überfahrt von Zlarin nach Žirje
Als wir zwei kleine Inseln, die etwa auf der Hälfte der Strecke liegen, umrundet haben, müssen wir den Kurs Richtung Žirje anpassen. Nur ein wenig, aber genug, dass der Wind jetzt etwas ungünstiger steht. Wir lassen die Segel gehisst, aber schalten den Motor zu für etwas Unterstützung.
Bucht Stupica Mala
Gegen 16:30 Uhr laufen wir in die Bucht Stupica Mala auf der Insel Žirje ein. Im Bojenfeld liegen bereits 9 Boote und es ist nur noch die äußerste Boje frei. Hier wollen wir ungern festmachen, weil doch ein wenig Schwell in die Bucht drückt. Also fahren wir an den anderen Booten vorbei ganz durch bis zur Spitze der Bucht. Hier wird das Wasser ziemlich flach, nicht mal mehr zwei Meter. Aber hier ist das Wasser klar und glatt, kein Schwell kommt hier her. Wir werfen unseren Anker. Die Grillen sind hier unglaublich laut. Hannes dreht erst mal eine kleine Erkundungstour mit dem Dingi.
Die ruhige Spitze der Bucht Stupica Mala auf der Insel Žirje
Die Bucht wäre ideal für eine schöne Drohnen-Aufnahme. Aber die kurzzeitig immer wieder auftretenden Böen mit bis zu 10 Knoten machen Hannes ein wenig Angst. Also warten wir ab, und haben hoffentlich morgen Vormittag weniger Wind.
Kroatische Ankerregeln
Kurz darauf knattert ein kleines Boot heran, der Besitzer des Bojenfeldes. Wir dürfen hier nicht ankern. Warum? Ist halt so. Er zeigt uns eine Karte, sieht ziemlich handgezeichnet aus. Darauf ist ein einziger Ankerplatz weiter draussen in der Bucht eingezeichnet. Dort liegt auch schon ein Segler, aber wir sehen auch, wie sehr der im Schwell rollt. Da wollen wir sicher nicht hin. Wir diskutieren eine Weile. Auf unserer Karte aus dem Jahr 2016 gab es hier noch kein Bojenfeld, und die ganze Bucht ist als Ankerplatz ausgewiesen. Und wir würden ja auch sogar die Bojengebühr bezahlen, wenn wir hier auf Anker bleiben dürfen. Aber Horst Knatterboot lässt sich nicht erweichen. Also ziehen wir um an die letzte noch freie Boje weiter draussen und bezahlen 100 Kuna. Und ja, hier spüren wir deutlich den Schwell. Aber gut. Wird schon seine Gründe haben, dass wir dort in der geschützten, ruhigen Buchtspitze nicht ankern dürfen.
Später, als wir gerade das dri..ünfte Glas Wein genießen, brummelt ein kroatisches Motorboot mit zwei jungen Kerlen in die Bucht, fährt an den Bojenplätzen vorbei, zur Spitze der Bucht, wo wir vorher geankert hatten, und … ankert dort. Kurz darauf kommt ein weiteres Boot, zehn Minuten das nächste, und noch eins. Alle fahren bis zur schwellfreien Spitze der Bucht und werfen Anker. Jetzt liegen dort, wo wir ja auf keinen Fall ankern durften, vier kleine koratische Motorboote auf Päckchen. Na toll. So läuft das also hier. Wer wo ankern darf, darüber entscheidet die Flagge am Heck? Wäre mir neu. Aber wir sind Gäste in diesem Land und finden uns mit der Situation ab.
Blutmond
Heute soll der Blutmond zu sehen sein. Ich sehe den Mond, und er ist tatsächlich ziemlich rot. Rechts darunter einen kleinen, extrem hell leuchtenden Punkt. Was ist das? Die Raumstation IIS? Auch Hannes hat keine Ahnung. Gut, dass wir WiFi auf dem Boot haben. Wir laden uns kurzerhand eine Astronomie App herunter und stellen fest … das ist der MARS! Ich sehe den echt zum ersten Mal.
Leider sind sowohl unsere iPhones als auch unsere Lumix Outdoor Kamera nicht für vernünftige Astronomie-Fotografie geeignet.
Logbuch
Abfahrt | 13:55 Uhr | |
Pause | – | |
Ankunft | 16:40 Uhr | |
Fahrtzeit | 2:45 Stunden | |
Strecke | 10,0 Seemeilen | |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 3,7 Knoten | |
Höchstgeschwindigkeit | 4,9 Knoten |
Kosten
Bojenplatz | 13,53 € | |
Gesamt | 13,53 € |