Kroatien 2018 • Tag 11 • Ruderboot-Fähre zur Meeresorgel

Das Gesumse der Wespen, die schon früh am Morgen nach Futtergelegenheiten auf der sail la vie suchen, dringt bis in unsere Träume durch. Deshalb wachen beide recht früh auf in der Bucht Lamljana. Unser Frühstück beginnt, wie unser Abend gestern endete: Immer mit einem prüfenden Blick auf den aktuellen Bissen oder Schluck, der möglichst nicht die Farben schwarz und gelb in gestreiftem Muster enthalten sollte.

Tagesplan

Es ist recht schnell beschrieben: Heute wollen wir nach Zadar übersetzen. Knapp 10 Seemeilen Richtung Nordost.
Wir haben heute nicht viel Wind. 5 Knoten aus Ost zeigt der Windmesser an. Wir hoffen, mit Halbwind wenigstens ein bisschen segeln zu können.

Richtung Zadar

Um 9 Uhr haben wir, begleitet von unzähligen Wespen, das Frühstück beendet und brechen auf.

Die Route führt uns zuerst südöstlich um die Landspitze Karatun herum, und dann nordöstlich durch die Durchfahrt zwischen Nord- und Süd-Ugljan, mit der Brücke oben drüber.

Schon weit vor der Durchfahrt spüren wir den Wellengang, der durch den Wind verursacht wird, der hier durch die Schneise fegt. Nicht besser wird das durch die Motorboote und Touristen-Fähren, die gerade die Durchfahrt durchquert haben, und jetzt nur 20 Meter an uns vorbei mit Vollgas zur nächsten Insel rauschen. Deren Heckwelle lässt die sail la vie ordentlich stampfen. Mit Knarzen und Ächzen im Rig schiebt sich die sail la vie unter der Brücke durch.

Durchfahrt bei der Insel Ugljan

Gleich nach der Durchfahrt bläst uns ordentlich der Wind ins Gesicht. In Böen stehen bis zu 20 Knoten auf der Uhr, und der Wind dreht immer wieder. Wir lassen erst mal die Segel unten und motoren weiter…

Um 11:30 Uhr erreichen wir, immer noch in Motorfahrt, das Festland uns sehen Zadar vor uns. Bis zum Hafen ist es noch ein Stück. Aber die Bebauung am Ufer lässt uns schon erahnen, dass Zadar kein Provinzstädtchen ist. Als wir in den Hafenbereich einfahren, liegt vor uns eine riesige, blaue Privat-Yacht. Deren gleichfarbig lackiertes Tender-Boot ist größer als die sail la vie. Leider weiss ich den Namen der Yacht nicht mehr. Aber dieser Anblick macht uns erst mal demütig.

Wir fahren in die Marina ein. Weit und breit kein Marinero zu sehen. In Schrittgeschwindigkeit tuckern wir vorbei an 6 Stegen, ganz nach hinten, bis wir im Becken mit all den für Charter-Boote reservierten, aber leeren Anlegeplätzen ankommen. Hier zurren wir die sail la vie erst mal notdürftig fest, und ich mache mich auf den Weg zur Marina Rezeption, die ganz vorne an der Marina-Einfahrt liegt. Dort frage ich nach einem Liegeplatz für eine, gegebenenfalls zwei Nächte. Die füllige Dame mit 4 cm langen Fingernägeln erklärt mir, dass sie mir einen Platz für eine Nacht geben könne. Aber morgen kommen die Charter-Boote zurück und brauchen die Plätze. Wir könnten dann aber außerhalb der Marina am Kranplatz festmachen für eine weitere Nacht. Ich akzeptiere erst mal die eine Nacht und reiche ihr die Bootspapiere. Sie tippt trotz ihrer langen Fingernägel erstaunlich schnell unsere Daten in den Computer und nennt mir eine Liegeplatznummer.

Zurück auf dem Boot docken wir um. Unser Liegeplatz, fett beschriftet mit einem „Reserved for xyz Charter“-Schild, befindet sich nur einen Steg weiter. Keine große Sache also.
Jetzt erst mal duschen. Wieder den ganzen Weg nach vorne durch die Marina. Andere Marinas haben die Rezeption und die Sanitäranlagen etwa mittig platziert. Hier ist das nicht so, und es gibt gute Plätze weiter vorne, und die Arschkarten-Plätze weiter hinten, wo wir liegen. 


Marina Zadar und Umgebung

Als wir zurück auf dem Boot sind, tuckert langsam ein 37 Fuß Charter-Segler an unserem Steg zunächst vorbei, setzt dann zurück und biegt in unsere Gasse ein. Es sind zwei Jungs, einer davon Inder oder so, und zwei Mädels an Bord, sprechen englisch. Sie versuchen, zwei Liegeplätze von uns entfernt rückwärts einzudocken. Das will aber nicht so recht klappen, weil der Steuermann das Ruder viel zu zaghaft einschlägt und dann auch noch kaum Gas gibt. Ohne Anströmung des Ruders gibts aber natürlich keine Ruderwirkung. Sollte er das nicht eigentlich wissen? Auch die Anweisungen, die er gibt, hören sich so an, als hätten sie das Segelboot erst vor 30 Minuten gechartert.
Er fährt wieder aus unserer Gasse raus, braucht drei Anläufe, um nun rückwärts wieder in die Gasse einzufahren. Mit etwas mehr Geschwindigkeit schafft er nun – fast – die Kurve in die Box. Ich biete meine Hilfe an, und ein Mädel wirft mir eine Leine zu. Sie landet im Wasser. Beim zweiten Versuch trifft sie mit der klitschnassen Leine genau mein Gesicht. Danke dafür. Aber jetzt kann ich das Boot rückwärts an den Steg ziehen und festzurren.

Nach einer ausgiebigen Siesta bis etwa 16 Uhr wollen wir uns die Altstadt ansehen. Natürlich müssen wir die kleine Ruderboot-Fähre ausprobieren, die den langen Kai an der Hafeneinfahrt mit der gegenüber liegenden Altstadt-Halbinsel verbindet. Lächerliche 10 Kuna pro Person verlangt der Fährmann, der kräftig gegen den Schwell anrudern muss.
Wir marschieren um die Spitze der Halbinsel herum und erreichen die Stufen zum Meer, unter denen die berühmte Meeresorgel installiert ist. Mangels Wellengang haucht sie ihre Melodie aber kaum wahrnehmbar leise und ist nur an einigen wenigen Stellen zu hören.

Meeresorgel in Zadar

Wir streifen weiter durch die Altstadt. An mehreren Stellen werden Bühnen und Bestuhlung aufgebaut. Es scheint ein Festival anzustehen. Unterwegs lauschen wir eine Weile zwei Straßenmusikern, und genießen zwei Straßen weiter ein kühles Radler in einer Straßenbar.

Den Rückweg nehmen wir über die Brücke, die weiter südlich die Halbinsel mit dem Festland verbindet. Unterwegs finden wir einen großen Supermarkt und decken uns mit Lebensmitteln, alkoholfreien Getränken und unserem obligatorischen 3-Liter-Kanister Wein ein. So bepackt haben wir ordentlich zu schleppen, und der Weg zum Boot ist noch weit….

Zurück auf dem Boot lassen wir den Abend gemütlich und ruhig ausklingen und genießen zwei, vier Gläser Wein.

Logbuch

Abfahrt   09:00 Uhr
Pause  
Ankunft   12:15 Uhr
Fahrtzeit   3:15 Stunden
Strecke   9,4 Seemeilen
Durchschnittsgeschwindigkeit   3,4 Knoten
Höchstgeschwindigkeit   4,8 Knoten

 

Kosten

Ruderboot-Fähre 10 Kuna pro Person  2,71 €
Straßenbar 2 Radler 6,09 €
Supermarkt Lebensmittel 18,81 €
Gesamt   27,61 €
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