Kroatien 2018 • Tag 1 • Anreise nach Biograd na Moru

Kurzer Rückblick

In den Jahren 2016 und 2017 hatten wir die Kvarner Bucht ganz im Norden Kroatiens erkundet. 
Die Inseln Krk, Rab, Pag, Cres und Olib boten uns mit den schönen Marinas in romantischen, alten Städten und in einsamen Buchten (manche davon mit wahlweise Wespen- oder Mücken-Plage) ein herrliches Segel-Revier.
Die Bora, der für diese Gegend typische, gefürchtete, ganz plötzlich auftretende Starkwind, hatte uns in beiden Jahren mindestens einmal erwischt. Im ersten Jahr war die Bora, die uns in einer Bucht mitten in einer der ersten Nächte heimsuchte, ein wirklich angsteinflößendes Erlebnis. Am Ende dieser Reise überraschte uns eine Bora bei einer Überfahrt und schickte neben dem starken Wind auch Wellen schickte, so hoch, dass unsere sail la vie trotz voller Motorkraft kaum dagegen ankam. Im zweiten Jahr, in einer Bucht ganz in der Nähe, beunruhigte uns die nächtliche Bora kaum noch.  

Kurze Vorschau

Dieses Jahr wollen wir in die nächst südlichere Region Kroatiens vordringen, nach Nord-Dalmatien.
Viele Abende saß ich über Karten und Segelführern, erkundete mit Google Earth das Revier, und kundschaftete virtuell mögliche Ziele aus. Die letzten beiden Jahre hatten gezeigt, dass eine akribische Törn-Planung nicht sinnvoll ist: Zu sehr entscheiden Wind und Wetter und nicht zuletzt unsere Stimmung und Motivation recht spontan über die tatsächliche Route. Meine Aufgabe sah ich also nicht in der Ausarbeitung einer exakten Route, sondern vielmehr in der Recherche nach möglichen Zielen und Strecken.
Hannes und ich waren uns recht schnell einig, dass wir den berühmten Nationalpark Kornati, der in diesem Revier liegt, umfahren, um uns die nicht unerheblichen Nationalpark-Gebühren zu sparen. Letztendlich ergab sich aber doch eine ganz anständige Menge an sehenswerten Destinationen.

Biograd na Moru

Drei Starthäfen (mit Hafenamt zur Einklarierung) bieten sich in Nord-Dalmatien an: Zadar, Sukosan und Biograd na Moru. Für letzteren Hafen entscheiden wir uns aufgrund der etwas geringeren Parkgebühren für Auto und Trailer, die ja dort während unserer gesamten Reise verbleiben werden.

Am Samstag hat Hannes noch kurz seine Tochter Lena verheiratet, und am Sonntag machen wir das Boot reisefertig und brechen um 22 Uhr auf Richtung Biograd. Trotz Urlaubszeit und entgegen für dieses Wochenende angekündigten Reiseverkehrs haben wir absolut freie Straßen und keinerlei Staus. Sorgen macht uns eher der Trailer, der diesmal schon bei Geschwindigkeiten über 75 km/h zu Schlingern beginnt und volle Konzentration des Fahrers erfordert. Die 2-Stunden-Schichten bis Mitternacht, gefolgt von 1-Stunden-Schichten nach Mitternacht mit Pausen an der frischen Luft sind aber machbar.

Am Montag kommen wir nach 13 Stunden Fahrt um 11 Uhr an der Marina in Biograd an.
Ich werde in der Marina-Rezeption vorstellig, um mich anzumelden und den Liegeplatz und das Kranen zu bezahlen. Gute Nachricht: Kein Andrang am Kran, wir dürfen gleich zum Kranplatz fahren. Bei der Gelegenheit frage ich nach dem Hafenamt, bekomme den Standort auf einer Karte grob gezeigt, aber gleichzeitig auch die Auskunft, dass dort heute schon geschlossen ist. Wir müssen also die Einklarierung auf morgen verschieben. Kein Problem, wir haben es nicht eilig. 

Am Kranplatz bereiten wir in Ruhe das Boot vor (Gurte lösen, Ruder montieren, Solar-Panels anschrauben und verkabeln, etc.) und werden anschließend ohne Wartezeit eingekrant. 

Jetzt kommt der spannende Teil: Wie schon in Punat die letzten beiden Jahre gibt es auch in dieser Marina keinen kleinen Handkran, den wir beim Stellen des Mastes hätten zu Hilfe nehmen können. Und das Personal macht uns klar, dass sie keine Hilfeleistung beim Maststellen mit ihrem großen Kran geben können. Auf die Frage, wie bei anderen Booten der Mast gestellt wird, meinen sie nur, da müssten wir einen Dienstleister mit Kranwagen aus Zadar anfordern. Ja klar. 

Wir machen die sail la vie gleich neben dem Kran-Becken an einem Ponton fest und während wie die Sicherungsgurte vom Mast lösen und das stehende und laufende Gut sortieren, überlegen wir etwas ratlos, wie wir den Mast zu zweit ohne Katastrophe stellen sollen. Kippt der Mast während des Stellens um und stürzt auf das Boot oder den Ponton, ist die Reise gleich vorbei. Und der Traum vom Boot auch. Ein neuer Mast würde wohl den Wert des Bootes übersteigen.
Hannes, der Charmeur, hatte kurz zuvor ein wenig Smalltalk gehalten mit einem anderen deutschen Bootseigner am Steg. Und das kommt uns jetzt zugute: Er bietet bereitwillig seine Hilfe an. Und zu dritt klappt das Stellen des Mastes eigentlich ganz gut. Und das Trimmen der Stage und Wanten geht inzwischen auch recht flott.

Den Rest des Aufbaus wollen wir in Ruhe an unserem Liegeplatz vornehmen.
Ich löse also bei mittlerer Brise die Festmacherleinen vom Ponton und Hannes gibt dem Motor ordentlich Zunder, um uns gegen den Wind vom Ponton weg zu manövrieren. So ganz will das nicht klappen und wir schrammen mit der Schiffswand am Ponton entlang. Eine scharfkantige Ecke des Pontons trifft einen Rollenblock seitlich am Boot und reisst ihn aus der Halterung. Plutsch. Er versinkt im Wasser. Na gut, keine wirkliche Katastrophe: Diese Rolle hatten wir noch nie für irgendetwas genutzt. Aber eine Katastrophe für mein Symmetriegefühl: Rolle backbord da, Rolle steuerbord weg. Ich muss wohl die Rolle backbord irgendwann „versehentlich“ und unauffällig mal abtreten. Aber pssst, erzählt so finstere Gedanken nicht dem Admiral!

Um 15:30 Uhr haben wir an unserem Liegeplatz festgemacht, hängen am Landstrom, um den Kühlschrank auf niedrige Temperaturen zu bringen, und kümmern uns um den restlichen Aufbau: Baum montieren, Lazy Jacks anbringen, Genua anschlagen, Sprayhood und Bimini montieren, Flaggen für deutsches Heimatland und kroatisches Gastland hissen, Systeme prüfen. 
Beim Aufbau haben wir ein kleines Problemchen entdeckt: Das Groß-Fall hängt vor der Saling, nicht dahinter, wie es eigentlich gehört. Aber dank Maststufen und einem furchtlosen Kletteräffchen ist das schnell behoben.

Unser Kletteräffchen

Ach, und der Windmesser funktioniert wieder mal nicht. Um dieses Problem kümmern wir uns später. Oder morgen. 

Jetzt gehen wir erst mal ins Marina-Restaurant und gönnen uns „Chevaberln“, wie Hannes die typisch kroatischen Chevapcici nennt, und dazu ein eiskaltes Bier.
Auf dem Rückweg vom Restaurant nehmen wir gleich noch ein paar frische Lebensmittel aus dem Supermarkt mit. 

Um etwa 20 Uhr schlendern wir die kurze Strecke von der Marina Richtung Stadtzentrum. Biograd ist ein kleines, eher ruhiges Städtchen mit schöner Hafenmeile.
Wir finden einen Telekom-Laden, wo wir SIM Karten für unseren WiFi Router an Bord kaufen können. Aber nicht heute. Schon geschlossen.
Und wir finden nach einiger Suche und mit Hilfe von Google Maps auch das Hafenamt. Hier muss ich morgen einklarieren. Und auf dem Rückweg werde ich dann die SIM Karten besorgen.

Spaziergang in der Hafenmeile von Biograd

Für heute haben wir erst mal genug erlebt. Wir sind noch ziemlich geschafft von der langen Fahrt und uns fehlt Schlaf. Den werden wir nach ein, zwei Gläsern Wein auf dem Boot auch sicher genießen.

Bis morgen!

Kosten

Supermarkt haltbare Lebensmittel, Alkoholvorräte 84,15 €
Sprit für Auto und Boot 204,63 €
Vignetten, Mautgebühren   80,97 €
Kleines Frühstück unterwegs   6,77 €
Kranen, Liegeplatz   108,93 €
Restaurant   27,06 €
Supermarkt frische Lebensmittel 22,45 €
Gesamt   534,96 €

 

 

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